Nicht alles muss Tiefgang haben: Die neue Colleen-Hoover-Adaption „All das Ungesagte zwischen uns“ erfüllt viele RomCom-Klischees. Zum Glück!

Die neue Colleen-Hoover-Adaption „All das Ungesagte zwischen uns“ ist kitschig, seicht und auch mal klischeebeladen – und deshalb gerade genau das Richtige. Nachdem Hoovers erste Verfilmung „Nur noch ein einziges Mal“ mit dem Thema häusliche Gewalt und den Belästigungsvorwürfen von Blake Lively gegen ihren Co-Star Justin Baldoni für reichlich Aufsehen sorgte, werden Zuschauerinnen und Zuschauer im neuen Film wenig Tiefgang und dafür sogar mehrfach Liebe finden. In Zeiten von weltweiten Krisen und Stadtbild-Debatten hat das eine angenehm entlastende Wirkung.

Die Handlung klingt zunächst tragisch: Morgan Grant (Allison Williams) wird mit 17 von ihrer Jugendliebe Chris (Scott Eastwood) schwanger. Es folgt der klassische Weg: Hochzeit, Eigenheim, Hausfrauendasein – und der Abschied von den eigenen Träumen. 17 Jahre später bekommt ihre Schwester Jenny (Willa Fitzgerald) mit ihrem zurückgekehrten Highschool-Freund Jonah (Dave Franco) einen Sohn. Das Familienidyll mit Baby Elijah und der inzwischen 16-Jährigen Clara (Mckenna Grace) scheint perfekt. Bis ein Unfall alles verändert und das Ungesagte ans Licht bringt.

Achtung, Spoiler!

Der tödliche Unfall von Jenny und Chris enthüllt das Doppelleben der beiden, die seit Jahren eine Affäre miteinander führen. So müssen Morgan und Jonah nicht nur den Tod ihrer Partner, sondern auch noch deren Betrug verarbeiten. Clara und ihre Mutter, die ihrer Tochter den Betrug verheimlicht, um ihre Gefühle zu schützen, stellt das vor eine Zerreißprobe.

Emotionales Chaos ist also garantiert, allerdings hält sich der Film hier erstaunlich zurück. Einige Streitmomente und Missverständnisse aus dem Buch werden gekürzt, was dem Zuschauer durchaus entgegenkommt. Ansonsten können die Fans des Buches wenige Überraschungen erwarten, der Film bewegt sich nah an der Vorlage. Für Nicht-Kenner ist aber der ein oder andere unerwartete Twist dabei.

Weil weniger gestritten wird, bleibt mehr Raum für das Wichtige: Na klar, die Liebe! Da wäre zum einen Claras erste große Liebe zu Miller (Mason Thame). Eine Beziehung die, wie Clara sagt, ihre toxischen Momente hat, aber von ihrer jugendlichen Leichtigkeit lebt. Zwar wirken die Dialoge manchmal etwas hölzern, und der Funke zwischen den beiden springt nicht ganz über – und das, obwohl die zwei laut Medienberichten auch im echten Leben turteln. Doch charmante Details wie die Dynamik mit Millers Opa oder das verschobene Ortsschild machen das wieder wett.

Auch bei Morgan und Jonah flammen alte Gefühle neu auf, die nie ausgelebt werden konnten. Der Film macht keinen Hehl daraus, dass die hübsche Streberin und der Hornbrille tragende Franco eigentlich schon immer füreinander bestimmt waren. Etwas makaber, dass es erst den Tod ihrer Partner braucht, um beiden das klar zu machen – aber so ist Romantik bei Hoover nun mal. Selbst Tochter Clara zeigt sich erstaunlich schnell versöhnt mit dem neuen Glück ihrer Mutter.

„All das Ungesagte zwischen uns“ hat auch witzige Momente

Natürlich darf der Kitsch nicht fehlen: Sätze wie „Ich sehne mich nach dir seit dem ersten Tag“ sind pathetisch, eingefleischte Romantik- und Colleen-Hoover-Fans haben da aber sicher nichts dagegen. Unterbrochen wird das zum Glück immer wieder durch einige humorige Szenen – wie Claras erstem Marihuana-Fressflash und einem Baby im Einkaufswagen, das zwischen zwei Weinflaschen hervorguckt.

Zur Auflockerung trägt auch Claras beste Freundin Lexie (Sam Morelos) bei, die unangenehme Familiensituationen mit trockenem Teenager-Humor sympathisch entschärft. Bitter bleibt nur: Als eine von zwei PoC im Hauptcast ist sie natürlich der lustige Sidekick und bandelt mit wem an? Genau, dem zweiten PoC im Film, Millers Freund Efren. Muss das sein?

Am Ende ist der Film so, wie Clara ihre eigene Mutter beschreibt: vorhersehbar. Die tragische Grundhandlung des Films spielt eine untergeordnete Rolle, jeder bekommt sein Happy End. Wer das mag, darf sich auf 2026 freuen: Da erblicken mit „Verity“ und „Für immer ein Teil von dir“ gleich zwei Colleen-Hoover-Adaptionen das Licht der Welt.