Linken-Fraktionschef Sören Pellmann hat nach seinem Herzinfarkt im Juli einen offeneren Umgang mit Stress und Belastung in der Politik gefordert. „Viele Abgeordnete denken, das betreffe sie nicht. Krankheit ist in der Politik wie in der Gesellschaft ein Tabu, ob psychisch oder organisch, Abhängigkeit erst recht“, sagte Pellmann der Zeitung „Welt“ am Sonntag. 

Spitzenpolitik bringe Risikofaktoren wie „ungesunde, unregelmäßige Ernährung, zu wenig Bewegung und Stress“ mit sich, sagte der 48-Jährige. „In Bundestags-Sitzungswochen hat man locker zehn, elf, zwölf Termine am Tag, keine Pausen, keine Auszeit. Man hetzt von Gespräch zu Termin zur Rede im Parlament.“ 

Die Allgegenwart von Alkohol verstärke die Gefahren von Dauerstress und öffentlicher Beobachtung. „Man kann in Sitzungswochen von Empfang zu Empfang ziehen und Wein oder Bier trinken. Wenn man bei Abendempfängen ein Glas Wasser oder Saft trinkt, heißt es schnell: Der ist eine Spaßbremse. Oder: Der hat ein Problem mit Alkohol.“ Er denke, es gebe eine hohe Dunkelziffer alkoholabhängiger Politikerinnen und Politiker.

Wie der Linken-Politiker sagte, wurde ihm nach dem nach einer Parteiveranstaltung abends im Hotel erlittenen Herzinfarkt über einen Katheter ein Stent in eine Arterie gesetzt. „Das war krass. Hätte ich die Anzeichen nicht ernst genommen, hätte ich die Nacht wohl nicht überlebt.“