Die Gastronomie in Hessen lehnt das geplante EU-Verbot von Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“ ab. Warum der Fachverband und ein veganes Lokal vor mehr Bürokratie und Verunsicherung von Kunden warnen.
In der hessischen Gastronomie kommt das vom Europaparlament geplante Verbot von Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“ oder „Soja-Schnitzel“ nicht gut an. „Wir finden ein solches Verbot unsinnig und lehnen es ab“, sagte Gisbert Kern, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga Hessen.
Die geplante Regelung würde für Gastronomiebetriebe nur zusätzlichen Aufwand und Bürokratie bedeuten. „Die Speisekarten müssten neu erstellt und gedruckt, die Produkte neu in die Kasse eingepflegt werden.“ Das stehe im Gegensatz zu den Bestrebungen der Bundesregierung, Bürokratie abzubauen, sagte Kern.
Verbraucherschützer halten wenig vom Verbot
Zudem sei ein Verbot unnötig. Ein Verwechslungsrisiko mit den tierischen Originalen sieht Kern nicht. In den Mitgliedsbetrieben habe es bislang keinerlei Missverständnisse bei den Konsumenten gegeben, so der Dehoga-Hauptgeschäftsführer.
Nach dem Willen einer Mehrheit der Abgeordneten des EU-Parlaments sollen Begriffe wie „Steak“, „Schnitzel“, „Hamburger“ und „Wurst“ künftig nur noch für tierische Lebensmittel verwendet werden dürfen. Zu den Befürwortern gehört unter anderem der Verband der Fleischwirtschaft. Verbraucherschützer halten wenig davon. Das Parlament muss nun in Verhandlungen mit den EU-Staaten eine endgültige Einigung auf die neuen Regeln finden.
„Veggie-Burger längst etabliert“
Als drohenden „Rückschritt im Bereich der pflanzlichen Ernährung“ werten die Betreiber des veganen Lokals „Veganatural“ in Gießen die Pläne des EU-Parlaments.
Statt Verbraucherinnen und Verbraucher besser zu informieren und den Zugang zu nachhaltiger Ernährung zu fördern, werde mit einem solchen Verbot eher zusätzliche Verwirrung gestiftet. „Der Begriff „Veggie-Burger“ hat sich längst etabliert – niemand wird dadurch in die Irre geführt“, betont Johannes Guttandin von „Veganatural“.
Ein solches Verbot sorge letztlich nur dafür, dass Kundinnen und Kunden noch weniger wüssten, woran sie sich orientieren sollen. „Auch wir als Betrieb wissen gar nicht genau, was künftig erlaubt wäre und was nicht – das schafft Unsicherheit auf allen Seiten statt Klarheit“, kritisierte er.
Mehrkosten befürchtet
Zudem müssten einige Produkte umbenannt und neue Speisekarten gestaltet werden. „Das bedeutet für uns nicht nur einen erheblichen Mehraufwand, sondern auch zusätzliche Kosten – Zeit und Geld, die wir eigentlich lieber in Qualität, Aufklärung und Nachhaltigkeit investieren würden“, betonte Guttandin.
Und wie sieht es bei den Mensen aus, die regelmäßig fleischfreie Angebote für die Studierenden auf dem Speiseplan haben? „Unsere Gäste wünschen sich größtmögliche Transparenz im Speiseplan – und die bieten wir ihnen in unseren Mensen in Gießen, Friedberg und Fulda“, sagt etwa Eva Mohr, Sprecherin des Studierendenwerks Gießen.
„Hausgemachte BratVurst“ in der Mensa
Konkret bedeute das: „Wir bezeichnen Schnitzel, Nuggets oder Burger, die fleisch- und fischfrei sind, jeweils als pflanzlich oder vegan und geben konkret an, aus was die Proteinquelle besteht.“ Also heißen Gerichte zum Beispiel „Hausgemachte BratVurst auf Erbsenbasis“, „Grünkern-Burger“ oder „Lahmacun mit Hack von der Erbse“.
Da die Auswirkungen des EU-Beschlusses bislang nicht absehbar seien, „wäre es aus unserer Sicht Zeit-, Geld- und Energieverschwendung, jetzt schon nach Kunstwörtern zu suchen, die im schlimmsten Fall das eigentlich benannte Ziel, Klarheit und Transparenz zu schaffen, ad absurdum führen“, so Mohr.
Dass die Nachfrage nach Fleischersatz-Produkten auf den Mensa-Tellern abnehmen könnte – diese Befürchtung hat das Studierendenwerk nicht: „Schon seit vielen Jahren gehen deutlich mehr als 50 Prozent unserer Gerichte fleisch- und fischfrei über die Theke.“