Der neue Bericht der Internationalen Energieagentur zeigt: Die Stromproduktion aus Sonne und Wind boomt weltweit. Nur die Amerikaner unter Präsident Trump verabschieden sich.

Als US-Präsident Donald Trump im September vor der Uno-Vollversammlung sprach, da widmete er sich ausführlich und hasserfüllt einer seiner Obsessionen: den erneuerbaren Energien. „Sie sind ein Witz, sie funktionieren nicht, sie sind zu teuer“, beschied Trump die Anwesenden ohne jegliche faktische Grundlage. „Ich sage Euch, wenn Ihr Euch nicht vom Betrug der grünen Energie verabschiedet, wird Euer Land scheitern.“

Nun hat die Internationale Energieagentur (IEA), eine gemeinsame Plattform der Industriestaaten, ihre Prognosen für die globale Entwicklung der Erneuerbaren vorgelegt. Und der Bericht zeigt zwei Dinge: Die USA werden den Ausbau von Strom aus Sonne und Wind tatsächlich stark bremsen. Dem Rest der Welt aber ist das ziemlich egal. Dort setzt sich der Siegeszug der von Trump gebrandmarkten „grünen Energie“ mit beeindruckendem Tempo fort. Und das hat zuallererst ökonomische Gründe.

Verdopplung in fünf Jahren

Die Zahlen sind eindeutig: Die Kapazität an erneuerbarem Strom dürfte sich laut IEA in den kommenden fünf Jahren weltweit verdoppeln, was die Agentur lapidar mit folgendem Vergleich unterlegt: „Das läuft ungefähr auf das Gleiche hinaus wie wenn man die gesamte Stromerzeugung Chinas, der Europäischen Union und Japans zum globalen Energiemix hinzufügt.“ Treiber dieser Entwicklung ist vor allem China, aber zunehmend auch Indien, die Europäische Union und Nordafrika, wo die Chinesen ihre im Überfluss vorhandenen und immer billigeren Solaranlagen installieren. Selbst im ölreichen Nahen Osten boomt danach die Photovoltaik.

Die USA hingegen scheiden allmählich aus diesem Rennen aus. Was den Ausbau der Erneuerbaren angeht, revidierte die IEA ihre Prognose für Vereinigten Staaten im Vergleich zum letzten Bericht um 45 Prozent nach unten. Die EU, Indien, Asien und Afrika hingegen dürften noch stärker zulegen als vor einem Jahr erwartet. Tatsächlich haben die USA nach den Biden-Jahren einen drastischen Kurswechsel hingelegt. Trump strich im Juli die Subventionen und vereinfachten Regeln für Sonnen- und Windstrom per Erlass und begründete dies damit, es handle sich um „unzuverlässige, aus dem Ausland kontrollierte“ Energiequellen.

Preisverfall um 90 Prozent

Die US-Regierung ging sogar noch weiter. Bestehende Windprojekte wurden gestoppt, staatliche Grundstücke für neue Solar- und Windanlagen gesperrt und die Förderung für Elektroautos beendet, mit der die Elektrifizierung des Verkehrssektors beschleunigt werden sollte.

Das schlagende Argument für die anderen Teile der Welt aber sind die sinkenden Preise. Seit 2010 sind die Preise für Strom aus Photovoltaik laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien um 90 Prozent gefallen, die für Windstrom an Land um 70 Prozent und die für Offshore-Windkraft um 62 Prozent.

Kohle wird verdrängt

Damit zeichnet sich auch ab, dass die Erneuerbaren die fossilen Energien zunehmend aus dem Strommix verdrängen. Wie der Energie-Thinktank Ember in einem ebenfalls aktuell erschienenen Bericht nachweist, ging im ersten Halbjahr 2025 weltweit mehr Leistung aus neuen Solar- und Windanlagen ans Netz als es die steigende Stromnachfrage verlangt hätte. Im gleichen Zeitraum ging die Produktion von Kohlestrom hingegen leicht zurück. „Was wir sehen, sind die ersten Zeichen für einen entscheidenden Wendepunkt“, sagte Ember-Analystin Małgorzata Wiatros-Motyka. „Sonne und Wind wachsen jetzt stark genug, um den wachsenden Stromhunger der Welt zu sättigen.“

Nur in den USA dürfte das Tempo zurückgehen. Das bedeutet nicht nur, dass die Vereinigten Staaten ihre Volkswirtschaft deutlich langsamer dekarbonisieren und damit auch weniger zum globalen Abbau der CCO₂-Emissionen beitragen. Das Land könnte auch technologisch den Anschluss bei den Erneuerbaren verlieren. Aktuell sind viele Länder bemüht, ihre Stromnetze mit Großbatterien, Schwungradspeichern und anderen Reservekapazitäten so zu reformieren, dass sie Phasen ohne Wind und Sonne besser überbrücken können. Und auch da fallen – wie bei den Batterien spürbar – die Preise.