Durch einen Dammbruch infolge des Super-Taifuns „Ragasa“ sind in Taiwan nach jüngsten Angaben mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Bei dem Unglück im östlichen Hualien seien zudem 46 Menschen verletzt worden, erklärten Taiwans Behörden am Mittwoch. Auch in der chinesischen Metropole Hongkong sorgte „Ragasa“ für Überschwemmungen. Der Super-Taifun traf danach an Chinas dicht besiedelter Südküste auf Land.

In Hualien zerstörten die Wassermassen einen Damm, der vor vielen Jahren durch Erdrutsche entstanden war und so Wasser zu einem See aufgestaut hatte. Die Flutwelle riss eine Brücke weg und ergoss sich in die Straßen der Ortschaft Guangfu. Die Behörden hatten zunächst von 17 Todesopfern gesprochen. Später korrigierten sie diese Zahl allerdings nach einer weiteren Überprüfung der Daten nach unten.

„Es war wie der Ausbruch eines Vulkans“, beschrieb der 55-jährige Hsu Cheng-hsiung der Nachrichtenagentur AFP den Dammbruch. „Das schlammige Wasser drang bis direkt an die erste Etage meines Hauses.“ 

„Wie ein Katastrophenfilm“, sagte der 31-jährige Yen Shau über das Unglück. Noch eine Stunde vor dem Dammbruch seien zahlreiche Menschen unterwegs gewesen, um Einkäufe zu erledigen, erzählte der Mann, während er Schlamm aus seinem Haus schaufelte.

Der Vize-Chef der regionalen Brandschutzbehörde, Lee Lung-sheng, sagte AFP, an manchen Häusern seien die Wassermassen sogar bis zur zweiten Etage hochgestiegen. Mittlerweile gehe die Flut jedoch zurück. Nachdem die Behörden zwischenzeitlich von mehr als 150 Vermissten gesprochen hatten, erklärten sie am Mittwoch, zu mehr als hundert von ihnen sei Kontakt aufgenommen worden.

Der taiwanische Regierungschef Cho Jung-tai besuchte am Mittwoch das Katastrophengebiet und sicherte den Betroffenen Hilfe zu. Außerdem müsse geklärt werden, warum die Todesfälle nicht durch eine rechtzeitige Evakuierung verhindert werden konnten. In ganz Taiwan waren mehr als 7600 Menschen vor dem Sturm und seinen Folgen in Sicherheit gebracht worden.

Für Hongkong und Teile Südchinas rief der Wetterdienst wegen „Ragasa“ am Mittwochmorgen die höchste Sturmwarnstufe aus. Es seien Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich 118 Stundenkilometern oder mehr zu erwarten. Später setzte der Wetterdienst die Warnstufe herab.

In Hongkongs staatlichen Krankenhäusern wurden 62 Verletzte behandelt. Auch nachdem sich „Ragasa“ allmählich von Hongkong entfernte, wurde die Finanzmetropole laut Wetterdienst weiterhin von orkanartigem Wind heimgesucht. Der Super-Taifun habe eine „erhebliche Sturmflut“ verursacht, in küstennahen Gebieten sei das Wasser über drei Meter über den Normalwert gestiegen. 

In der chinesischen Finanzmetropole waren vorsorglich die Schulen geschlossen und Flüge bis Donnerstagvormittag gestrichen worden. Auch der überirdische öffentliche Verkehr wurde ausgesetzt.

Das nahegelegene Macau war ebenfalls von Überschwemmungen betroffen. Laut dem Energieversorger CEM wurde die Stromversorgung in einigen tiefer gelegenen Gebieten der für ihre Casinos bekannten chinesischen Sonderverwaltungszone unterbrochen.

In der südchinesischen Provinz Guangdong traf „Ragasa“ am Mittwoch in der Stadt Yangjiang schließlich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 145 Stundenkilometern erneut auf Land, wie die chinesische Meteorologiebehörde mitteilte. In der Stadt zwischen den Millionenmetropolen Zhuhai und Zhanjiang riss der Sturm Bäume, Schilder und Motorroller um, wie AFP-Journalisten berichteten.

Bis Dienstagabend waren mehr als 1,89 Millionen Menschen aus verschiedenen Städten in Guangdong in Sicherheit gebracht worden, wie das Katastrophenschutzministerium der Provinz mitteilte. Wegen des Sturms blieben auf Anweisung der Behörden zudem Schulen und Betriebe in mindestens zehn Städten geschlossen. Der Bahnverkehr in Guangdong wurde vorübergehend eingestellt.

Zuvor hatte „Ragasa“ bereits auf den Philippinen für erhebliche Schäden gesorgt. Dort wurden Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt, es gab mindestens acht Todesopfer, darunter sieben Fischer. Tausende Menschen suchten Schutz in Schulgebäuden und anderen Evakuierungszentren. 

Zwischen Juli und Oktober wüten in der Region regelmäßig heftige Stürme. Der Klimawandel trägt dazu bei, dass sich die Stürme immer näher an den Küsten bilden, schneller an Stärke zunehmen und länger über Land bleiben.