In Hessen wurden 2024 mehr als 6.000 Kinder und Jugendliche nach Gewalttaten verdächtigt – ein Anstieg von 67 Prozent. Wie reagiert die Politik auf diese Entwicklung?

Die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen nach Gewaltdelikten ist seit 2020 bis Ende vergangenen Jahres in Hessen deutlich gestiegen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine parlamentarische Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Sascha Herr hervor. 

Demnach registrierte die hessische Polizei 2024 rund 6.260 tatverdächtige Kinder und Jugendliche. Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2020 einer Zunahme von rund zwei Dritteln (plus 67,4 Prozent). Unter den Tatverdächtigen im zurückliegenden Jahr waren rund 1.860 Menschen jünger als 14 Jahre, wie aus den Angaben weiter hervorgeht. 

Im Jahr 2020 waren rund 3.740 tatverdächtige Kinder und Jugendliche nach Gewaltvorfällen aktenkundig geworden – darunter 820 Jungen und Mädchen im Alter von unter 14 Jahren. Als Gewaltvorfall wurde nach Angaben des Innenministeriums etwa eine Körperverletzung gewertet.

Landesregierung verweist auf Präventionsangebote

„Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche zu Tätern werden, sind vielfältig“, erläuterte das Innenministerium. „Nicht selten ist es ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, wie individuellen Umständen, familiären Verhältnissen, sozialen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Einflüssen.“ Die Landesregierung baue daher unter anderem auf ein umfassendes Präventionsangebot für Kinder und Jugendliche.

Nur wenige junge Verdächtige wegen „Straftaten gegen das Leben“

Bei den erfassten Gewaltvorfällen unter Tatverdächtigen, die jünger als 14 Jahre alt waren, handelte es sich in den zurückliegenden Jahren in der überwiegenden Zahl um Rohheitsdelikte. Dazu zählen nach Angaben des Innenministeriums Raub, Körperverletzung oder Bedrohungen.

Nur ein- bis zweimal pro Jahr wurde zwischen 2020 und 2024 in Hessen wegen „Straftaten gegen das Leben“ in dieser Altersgruppe ermittelt, wie aus den Daten hervorgeht. Die registrierten Gewaltvorfälle unter Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren sind ebenfalls überwiegend Rohheitsdelikte. Wegen sogenannten Straftaten gegen das Leben wurde zwischen fünfmal (2021) und 17 Mal (2024) ermittelt.