In Paris ist der Zugverkehr am wichtigen Bahnhof Gare du Nord am Freitag wegen des Funds einer Weltkriegsbombe komplett eingestellt worden. Der Blindgänger wurde nach Angaben der Bahngesellschaft SNCF bei nächtlichen Wartungsarbeiten im Vorort Saint-Denis inmitten der Gleise gefunden. Sämtliche Verbindungen im Nah- und Fernverkehr wurden ausgesetzt, alle Eurostar-Züge von und nach Paris gestrichen. Betroffen war auch die Eurostar-Verbindung Köln-Paris.
Die SNCF teilte am Vormittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit, es sei weiter unklar, wann der Bahnverkehr wieder aufgenommen werden könne. Eurostar erklärte, alle Züge von und nach Paris Gare du Nord seien gestrichen.
Die Eurostar-Betreibergesellschaft rief Reisende auf ihrer Website auf, für Freitag geplante Reisen zu verschieben. Wer ein Ticket gekauft habe, könne dieses kostenlos gegen eines für ein anderes Datum umtauschen. Nur die Eurostar-Verbindungen von London nach Brüssel und von London nach Amsterdam, die nicht über Paris führen, würden normal laufen, hieß es.
Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot sagte bei einer Pressekonferenz, der Zugverkehr könne frühestens ab 16.00 Uhr „teilweise“ wieder aufgenommen werden – wenn die Polizei in den kommenden Stunden grünes Licht gebe. „Wenn die Maßnahmen zur Bombenentschärfung viel länger dauern und viel komplizierter sind, muss man wahrscheinlich bis zum Abend warten oder sogar bis morgen Früh“, sagte der Minister. „Das werden wir in einigen Stunden wissen.“
In der Halle des Gare du Nord reagierten die gestrandeten Reisenden ernüchtert. „Uns wurde geraten, die Tickets erstatten zu lassen und morgen zu fahren, wir haben nach Flugzeugen geschaut, aber das ist zu teuer, und abgesehen davon kommen wir gar nicht zum Flughafen Charles-de-Gaulle“, weil auch der Vorortzug RER B in Richtung Norden nicht fahre, klagte die 43-jährige Marion. Sie wollte nach London fahren, um Freunde zu besuchen.
Unterdessen waren Spezialkräfte der Präfektur nach Angaben der SNCF im Einsatz, um den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Er wurde in 2,5 Kilometer Entfernung zum Gare du Nord entdeckt und hatte nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP eine Sprengkraft von „500 Kilo“.
Der Einsatz beeinträchtigte auch den Autoverkehr: Da sich der Sprengsatz etwa 200 Meter nördlich der Pariser Ringautobahn befand, mussten am späten Vormittag nach Polizeiangaben Abschnitte der sogenannten Périphérique und der Autobahn A1 gesperrt werden.
Am Gare du Nord verkehrten weder die Eurostarzüge, noch die Hochgeschwindigkeitszüge TGV, die Vorortzüge RER oder die Regionalzüge TER. Der Verkehr könne „erst nach Abschluss der Maßnahmen zur Bombenentschärfung wieder anlaufen“, erklärte die SNCF. Der Pariser Nahverkehrsbetrieb RATP teilte mit, er habe zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt, die Reisende bei der Suche nach alternativen Reisemöglichkeiten beraten sollten.
Der Gare du Nord ist ein zentraler Verkehrsknotenpunkt Frankreichs mit laut SNCF täglich rund 700.000 Fahrgästen. Vor dem Wochenende wird der Bahnhof besonders stark frequentiert. Europaweit ist der Gare du Nord einer der am stärksten genutzten Bahnhöfe. Im Jahr 2023 zählte die SNCF mehr als 225 Millionen Reisende.