Der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Arlt hält die Einführung eines Wehrdienstes in Deutschland ab dem kommenden Jahr für realistisch. Es müsse aber politisch und organisatorisch dieses Jahr noch viel getan werden, „um ab dem nächsten Jahr dann eine größere Zahl an Wehrpflichtigen oder Wehrdienstleistenden aufnehmen zu können und die Ausbildungskapazitäten hochfahren zu können“, sagte Arlt am Freitag im RBB-Radio. „Wir brauchen Betten, wir brauchen Ausbilder“ – solche grundlegenden Dinge, betonte er.
Noch in diesem Jahr könnten „nicht 20.000 Wehrpflichtige plötzlich“ aufgenommen werden, da die Kapazitäten dafür fehlten. Diese würden aber im Verteidigungsministerium derzeit aufgebaut, sagte Arlt weiter. „Alle Vorbereitungen dafür werden im Moment mit Hochdruck im Verteidigungsministerium getroffen, um überhaupt wieder einen Wehrdienst einführen zu können.“ Derzeit würden „alle Voraussetzungen getroffen, um die Daten aller jungen Männer und Frauen wieder bekommen zu können von den Gemeinden“.
Auch die Musterungskapazitäten würden hochgefahren, „um junge Männer und Frauen gegebenenfalls eben in die Bundeswehr einziehen zu können“, sagte Arlt. Seine SPD wolle den Wehrdienst „vorwiegend auf freiwilligen Elementen“ aufbauen. „Wir sind aber natürlich offen für alle weiteren Diskussionen, denn klar ist, wir müssen uns glaubhaft verteidigen, wir müssen glaubhaft abschrecken können und wir sind das zweitgrößte Nato-Land“, sagte Arlt.
Die Ampel-Regierung hatte kurz vor ihrem Bruch im vergangenen November die Pläne von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) für einen neuen Wehrdienst auf den Weg gebracht. Kernbestandteil ist, dass junge Männer wieder auf ihre Eignung zum Wehrdienst hin erfasst werden sollen, um mehr Personal für die Bundeswehr rekrutieren zu können.