Fast sechs Jahre nach dem Bekanntwerden von Betrugsvorwürfen und überhöhten Gehältern bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Hessen hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main eine weitere Anklage in dem Komplex erhoben. Angeklagt sind die drei mutmaßlichen Hauptbeschuldigten unter anderem wegen Untreue, wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte. Bei zwei von ihnen handelt es sich um ein Ehepaar.
Der Mann war Geschäftsführer des Awo-Kreisverbands Frankfurt, seine Frau war bis 2020 Geschäftsführerin der Awo Wiesbaden. Er wurde vom Landesarbeitsgericht bereits zu einem Schadensersatz in Millionenhöhe verurteilt. Der dritte Angeklagte ist der frühere stellvertretende Geschäftsführer der Awo Wiesbaden.
Sie sollen insgesamt 262 Straftaten begangen haben. Vorgeworfen werden ihnen eigen- oder fremdnützige Untreue durch den Abschluss von Scheinverträgen, ungerechtfertigte Zahlungen, Betrug, Bestechung und Begünstigung. Die Staatsanwaltschaft beantragte in der Anklage die Einziehung von Taterträgen in Höhe von über 2,5 Millionen Euro. Über die Eröffnung eines Verfahrens muss nun das Landgericht Frankfurt entscheiden.
Der Skandal um die Awo war Ende 2019 ans Licht gekommen. In dem Zusammenhang gab es bereits mehrere Urteile. Unter anderem wurde der ehemalige Bürgermeister von Frankfurt am Main, Peter Feldmann (damals SPD, jetzt parteilos), im Dezember 2022 wegen Korruption zu einer Geldstrafe verurteilt. Noch vor Urteilsverkündung wurde er abgewählt. Zudem gibt es Ermittlungen und Prozesse gegen weitere Verdächtige in diesem Komplex.
Im Oktober soll vor dem Landgericht Wiesbaden der Prozess gegen den ehemaligen Wiesbadener Sozialdezernenten Christoph Manjura (SPD) beginnen. Ihm wird Beihilfe zur Untreue vorgeworfen. Vor dem Landgericht Frankfurt ist noch ein Komplex wegen des Verdachts des Betrugs im Zusammenhang mit dem Betrieb von zwei Flüchtlingsunterkünften anhängig. Eine Entscheidung über die Eröffnung eines Hauptverfahrens gibt es noch nicht.
In einem weiteren Prozess in Frankfurt klagt die Stadt gegen den Awo-Kreisverband auf Rückzahlung von Personalkosten. Dort sind Termine bis 2026 anberaumt. Zudem wird seit April gegen ehemalige Verantwotliche der Awo Protect GmbH wegen Untreue, Insolvenzverschleppung und Betrug verhandelt. Dort sind noch Termine bis Ende September angesetzt.