Qualifiziert sich der VfB im dritten Jahr nacheinander für einen europäischen Wettbewerb? Der Trainer hält sich zurück. Der Stammkeeper ist wieder fit, ein Außenverteidiger plötzlich wieder gefragt.

Erst Vizemeister, dann DFB-Pokalsieger – und nun? Über die Ziele des VfB Stuttgart in der neuen Saison der Fußball-Bundesliga wollte Trainer Sebastian Hoeneß ungern sprechen. Das könne man später ja immer noch, gab der 43-Jährige vor dem Auftakt beim 1. FC Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zu verstehen. Womöglich geht’s Hoeneß ähnlich wie manchem externen Beobachter: Den VfB so richtig einzuordnen, fällt schwer. Was für die Schwaben drin ist, gehört zu mehreren Fragen vor dem Start in der Hauptstadt.

Mit welchem Ziel geht der VfB in die Saison?

„Ich glaube noch nicht, dass wir in der Position sind, in jedes Jahr zu gehen mit der klaren Maßgabe, international zu spielen“, sagte Hoeneß. Das solle jedoch nicht heißen, dass der Club nicht ambitioniert sei. Zunächst einmal gehe es darum, sich über einen Prozess in eine entsprechende Position zu bringen.

2024 waren die Stuttgarter unter Hoeneß Vizemeister geworden und in die Champions League eingezogen. In der vergangenen Saison wurden sie in der Liga nur Neunter, erreichten durch ihren Triumph im DFB-Pokal aber noch die Europa League. Auch in der sei man „sehr ambitioniert“, sagte der Coach.

Als Kandidat für das obere Tabellendrittel gilt der VfB allemal. Ob es sogar Richtung Königsklasse geht, dürfte davon abhängen, ob die Leistungsträger trotz Dauerbelastung konstant abliefern. Nick Woltemade etwa muss den wochenlangen Wirbel um seinen geplatzten Wechsel zum FC Bayern abstreifen. Für andere Nationalspieler wie Stürmer Deniz Undav oder Mittelfeldstratege Angelo Stiller wird’s auch darum gehen, sich für die WM 2026 anzubieten.

Wie steht’s um den angeschlagenen Nübel?

Rechtzeitig zum Liga-Start ist der Stammkeeper offenbar wieder fit. Es gebe eine „klare Tendenz“ dahin, dass Nationaltorwart Alexander Nübel gegen Union spielen könne, sagte Hoeneß. Nübel hatte in der Vorbereitung mit hartnäckigen Ellenbogenproblemen zu kämpfen, verpasste mehrere Testspiele und auch den Supercup gegen den FC Bayern München (1:2) am vergangenen Samstag.

Warum fehlt Neuzugang Assignon?

Es ist ein Ausfall der eher ungewöhnlichen Sorte: Lorenz Assignon fehlt in Berlin nicht wegen einer Verletzung oder womöglich gar, weil er nicht gut trainiert hätte. Der 25-jährige Franzose sitzt eine Gelbsperre ab.

„Er hat eine Gelbsperre aus der französischen Liga mitgenommen, die ärgerlicherweise auch für die Bundesliga gilt“, klärte Trainer Hoeneß auf. Er sei selbst „überrascht“ gewesen von dieser Regelung.

Assignon war im Sommer für mehr als elf Millionen Euro von Stade Rennes nach Stuttgart gewechselt. Eine seiner Gelben Karten hatte Asignon am letzten Spieltag der Vorsaison gegen Olympia Marseille (2:4) gesehen. In Berlin dürfte stattdessen erneut Josha Vagnoman auf der rechten Defensivseite beginnen.

Sind noch weitere Transfers zu erwarten?

Der erst vor knapp einer Woche vom VfL Wolfsburg zurückgekehrte Tiago Tomás werde in Berlin definitiv dabei sein, kündigte Trainer Hoeneß an. Der flexibel einsetzbare Portugiese erweitert das offensive Repertoire des VfB. Gut möglich, dass vorn aber noch mal nachgelegt wird. Gerüchte, dass Ermedin Demirovic den Club verlassen könnte, haben sich bisher nicht erhärtet.

Und defensiv? Außenverteidiger Vagnoman galt lange als Verkaufskandidat, ist aktuell aber wieder gefragt. Der 24-Jährige habe eine „sehr gute Vorbereitung“ absolviert, meinte Hoeneß. Bei Mittelfeldspieler Yannik Keitel, der sich wieder nicht durchsetzen konnte, wäre eine Leihe denkbar. Auch Ameen Al-Dakhil ist derzeit zwar fit, aber hinten dran. Dass die Schwaben den Innenverteidiger abgeben, wirkt mit Blick auf ihr intensives Programm jedoch unwahrscheinlich.