Die letzten Bayreuther „Meistersinger“ inszenierte Barrie Kosky hochpolitisch. Acht Jahre später feiert der Grüne Hügel das krasse Gegenteil.
Bravo-Rufe, Applaus, begeistertes Getrampel: Die neuen „Meistersinger von Nürnberg“ haben das Bayreuther Publikum in selten einhellige Verzückung versetzt. Die Neuinszenierung von Regisseur Matthias Davids wurde bei ihrer Premiere gefeiert. Buhs waren kaum zu hören – das ist selten bei den Bayreuther Festspielen.
Davids ist Leiter der Musical-Sparte am Landestheater Linz und gilt als erklärter Experte für die als gemeinhin leichter verdaulich geltende Sparte des Musiktheaters. Auch seine „Meistersinger“ haben viel Musical-haftes: choreografierte Massenszenen, die dem neuen Bayreuther Chor auch darstellerisch einiges abverlangen, ein knallbuntes Bühnenbild – und viele Klamauk-Elemente.
Davids will zurück „zum komödiantischen Inhalt des Stücks“
Ganz anders als Barrie Kosky, der die „Meistersinger“ zuletzt in Bayreuth inszenierte, verzichtet Davids bewusst auf eine tiefergehende politische Interpretation der Geschichte oder gar eine Auseinandersetzung mit Richard Wagners Antisemitismus, der sich in dem Stück vor allem an der Figur des Beckmesser zeigt. „Jetzt sehe ich den Zeitpunkt gekommen, zum komödiantischen Inhalt des Stücks zurückzukehren“, hatte Davids der Deutschen Presse-Agentur vor der Premiere gesagt. „Es ist ja immer die Frage: Wie viel Konzept stülpt man einem Werk über, und verschüttet man damit die Story? Die Geschichte ist ja auch so schon kompliziert genug.“
Das Bayreuther Publikum stört sich daran nicht – im Gegenteil. Es dankt ihm die Entscheidung weitgehend einhellig. Gefeiert wird Publikumsliebling Georg Zeppenfeld als Hans Sachs, der eine solide Leistung abliefert, aber schon stärkere Tage gehabt hat auf der Bayreuther Bühne. Ähnlich viel Applaus gibt es auch für Michael Spyres und seine hervorragende Leistung als Walther von Stolzing, Christina Nilsson für ihre ähnlich herausragende Eva und Dirigent Daniele Gatti, der bei seiner Bayreuth-Rückkehr den speziellen Orchestergraben völlig im Griff hat.
Erster Auftritt für neuen Chor
Jubel gibt es auch für den neuen Chorleiter Thomas Eitler-de Lint, der einen völlig anderen Chor leitet als sein Vorgänger Eberhard Friedrich jahrzehntelang. Weil die Festspiele sparen müssen, wurde die Zahl der festen Mitglieder des Chores deutlich reduziert – bei Bedarf wird er durch einen „Sonderchor“ ergänzt.
Bayreuther Festspiele