Tempo 30 steht an vielen Berliner Hauptstraßen auf dem Prüfstand. Der BUND sieht das kritisch und appelliert an den Senat, alle Möglichkeiten für solche Tempolimits zu nutzen.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) fordert, an Tempo-30-Zonen in Berlin festzuhalten, wo immer es möglich ist. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will an zahlreichen Straßen nachts zwischen 22.00 und 6.00 Uhr aus Lärmschutzgründen Tempo 30 einführen – das sei in jedem Fall richtig, sagte die Geschäftsführerin des BUND Berlin, Gabi Jung, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber der Senat muss alle Möglichkeiten ausschöpfen, die er hat, Tempo 30 anzuordnen.“

Denn: Für 34 Hauptstraßen, auf denen bisher aus Gründen der Luftreinhaltung rund um die Uhr Tempo 30 gilt, könnte das Tempolimit bald wieder aufgehoben werden, weil sich die Luftqualität verbessert hat. Ein Verzicht auf das Abschrauben der Tempo-30-Schilder sei nur etwa vor Altenheimen und Krankenhäusern oder an viel genutzten Schulwegen möglich.

Umweltschützer trauen dem Senat nicht

Der BUND habe den Eindruck, dass der schwarz-rote Senat versuche, an vielen Stellen wieder Tempo 50 durchzusetzen, sagte Jung. Gut sei, dass für die entsprechenden Hauptverkehrsstraßen geprüft werden müsse, ob es dort „hochfrequentierte Schulwege“ gebe. „Da sind wir sehr gespannt, wie der Senat das ausgelegt.“ 

Die BUND-Geschäftsführerin sieht den Ansatz aber kritisch, Tempo 30 nur da zu erhalten, wo bereits viele Schülerinnen und Schüler unterwegs sind. „Wir können ja auch mal andersherum denken und sagen: Wo sollen die denn langgehen?“, erklärte Jung. „Und wenn da Tempo 30 angeordnet wird, dann gehen da auch mehr Kinder zu Fuß.“ 

Jung gibt außerdem zu bedenken, dass die EU ab 2030 strengere Grenzwerte für Luftqualität einführen will. Deshalb sei es absurd, jetzt Tempolimits wieder aufzuheben, die dann bald wieder eingeführt werden müssten. „Wenn man Gesundheitsschutz der Bevölkerung wirklich ernst nimmt, sollte man gucken, so viel wie möglich für die Bevölkerung zu tun“, sagte sie. 

Nach Angaben der Verkehrsverwaltung lässt sich noch nicht einschätzen, wann die angekündigten Prüfungen zur Schulwegsicherheit abgeschlossen sind. Der Senat wird voraussichtlich Anfang August über einen neuen Luftreinhalteplan und damit über die bisherigen Tempo-30-Zonen an den Hauptverkehrsstraßen beschließen.