Drei Tage nach dem Beginn der Proteste in Los Angeles liegen die Nerven blank. Das bekommt auch die australische Journalistin Lauren Tomasi schmerzhaft zu spüren. 

Diesen Einsatz wird Lauren Tomasi so schnell nicht vergessen. Die US-Korrespondentin des australischen TV-Senders „9 News“ berichtete gerade in einer Schalte von den Unruhen in Los Angeles, als sie mitten ins Kreuzfeuer gerät. Am Sonntag waren in der Innenstadt von Los Angeles Demonstranten und Sicherheitskräfte aneinandergeraten, kurzzeitig musste sogar eine Autobahn in der Stadt gesperrt werden.

Auf einem auf X veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Tomasi gerade ihren Aufsager macht. „Nach stundenlangem Stillstand verschlechtert sich die Situation hier rapide. Das LAPD rückt mit Pferden an, feuert Gummigeschosse auf die Demonstranten und versucht, sie aus dem Herzen von Los Angeles zu treiben“, so Tomasi. Als sie sich ein Stück nach links bewegt und die Kamera ihr folgt, sieht man, wie ein Polizist auf sie zielt und mit einem Gummigeschoss trifft. 

Tomasi Proteste LA

Der Kameramann und Tomasi ergreifen daraufhin die Flucht. „Sie haben gerade eine verdammte Journalistin beschossen“, hört man einen Demonstranten noch brüllen. Andere Umstehende erkundigen sich, wie es Tomasi gehe. Ihr gehe es gut, sagt sie, auch ihr Fernsehsender teilte später mit, dass es der Korrespondentin gut gehe. „Lauren und ihr Kameramann sind in Sicherheit und werden ihre wichtige Arbeit bei der Berichterstattung über diese Ereignisse fortsetzen“, teilte der Sender mit.

Los Angeles: Australische Reporterin wird von Gummigeschoss getroffen

Für Tomasi war es nicht die erste gefährliche Situation am Sonntag. Auf einem weiteren von „9 News“ veröffentlichten Video ist zu sehen, wie sie mitten in einer Gruppe von Demonstranten steht, als diese mit Gummigeschossen und Blendgranaten beschossen werden. „Wir sind hier sicher, aber man kann daran gut die Volatilität erkennen“, versicherte Tomasi. Als sich danach aber Demonstranten die Kamera schnappen, bricht die Übertragung ab, „um Tomasi und ihrem Kameramann die Möglichkeit zu geben, sich in Sicherheit zu bringen“, wie der Sender mitteilte. 

Deutlich weniger Glück hatte der britische Fotograf Nick Stern. Gegenüber der „BBC“ berichtet Stern, dass er von einem Plastikgeschoss getroffen wurde, das in seinem Oberschenkel stecken blieb. Er habe nicht mehr laufen können und sei von mehreren Demonstranten in Sicherheit gebracht worden. Stern musste sich einer Notoperation unterziehen, bei der das Geschoss entfernt wurde. Er kritisierte die Sicherheitskrfte für ihr Vorgehen. Laut „BBC“ habe Stern viel Erfahrungen als Fotograf bei Protesten und Aufständen. Er habe sich daher sehr offensichtlich als Pressevertreter ausgegeben. „Ich hatte meinen Presseausweis und die Kamera um meinen Hals hängen“, so Stern.

Seit Freitag kommt es in Los Angeles immer wieder zu teils gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Hintergrund sind mehrere Razzien der Einwanderungsbehörde ICE gegen illegale Einwanderer.

In der Nacht zu Sonntag sorgte US-Präsident für eine weitere Eskalation, als er 2000 Soldaten der Nationalgarde ohne Absprache mit Gouverneur Gavin Newsom nach Los Angeles beorderte und damit drohte, weiteres Militär in die Stadt zu schicken. Kaliforniens Gouverneur warf Trumps Regierung vor, die Eskalation gezielt provoziert und dabei geltendes Recht gebrochen zu haben, um sich als handlungsstarker Präsident in Szene setzen zu können. In der Nacht zu Montag erließ das LAPD ein Versammlungsverbot in der Innenstadt und forderte die Menschen auf, das betroffene Gebiet unverzüglich zu räumen.