Münzfunde sind ein Indiz für die jeweilige wirtschaftliche Situation. Die im Bauernkrieg zerstörten Klöster verfügten über eine entwickelte Buchhaltung. Geld spielte auch im Alltag eine Rolle.

Silbermünzen aus dem ehemaligen Kloster Kaltenborn bei Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) werden ab 28. Juni im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) präsentiert. Sie sind Teil der Kabinettsausstellung „Klöster. Geplündert. In den Wirren der Bauernaufstände“, die bis zum 30. November läuft. Die Schau ist Bestandteil der vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Land Sachsen-Anhalt geförderten dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“. 

„Die Funde sind Zeugen der Klostergeschichte und bieten eine spannende Momentaufnahme des Alltags der monastischen Gemeinschaft“, sagte Landesarchäologe Harald Meller der Deutschen Presse-Agentur. „Die Münzen belegen exemplarisch die regionalen Verflechtungen der dichten Klosterlandschaft im Harzraum.“

Regionales Geld für den Alltag

Die Münzen sind Hohlpfennige, Pfennige und Groschen aus dem mitteldeutschen Raum. Sie kommen beispielsweise aus städtischen Münzen in Naumburg und Saalfeld, aus der Herrschaft Querfurt, der Markgrafschaft Meißen, der Landgrafschaft Thüringen, aus Kurbrandenburg und Kursachsen. Es gibt aber auch Gepräge aus Böhmen, Nürnberg und Schwäbisch Hall. Sie wurden zwischen 1190 und 1513 geprägt. 

„Verwendung fanden sie im Alltag für kleinere Ausgaben, wie die Bezahlung von Lohnarbeitern, für Einkäufe auf lokalen Märkten oder für den internen Bedarf der klösterlichen Organisation“, sagte Anika Tauschensky, Numismatikerin am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Auch klostereigene Betriebe wie Brauereien, Mühlen oder Werkstätten nutzten solche Währungen. 

Rechenpfennige für das mittelalterliche Rechnungswesen notwendig

In Kaltenborn fanden sich auch Rechenpfennige aus Kupfer. Im Gegensatz zu Münzen hatten sie keinen Geldwert. Rechenpfennige waren flache Metallscheiben. Als Hilfsmittel bei der Linienrechnung wurden sie auf einem Brett, Tuch oder Tisch positioniert, welches in Linien unterteilt wurde. 

Der Rechenpfennig verweist auf die Buchhaltung und Verwaltung im Kloster. Die Rechenmethode war vom Mittelalter bis in das 17. Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet. Aus dieser Zeit stammen Redewendungen wie „eine Rechnung legen“ oder „einen Stein im Brett haben“. Das in der Ausstellung gezeigte Stück stammt vom Meister Jörg Schultes, der von 1515 bis 1559 in Nürnberg wirkte.

Gesellschaftliche Spannungen schon Jahre vor dem Bauernkrieg

Das Kloster Kaltenborn wurde vom thüringisch-sächsischen Hochadel im Jahr 1118 gegründet. Als Augustiner-Chorherrenstift entwickelte es sich im Laufe des Mittelalters zu einer wohlhabenden Institution und einem der größten Landbesitzer der Region. 

Der ansehnliche Besitz Kaltenborns umfasste Weinberge, Fischereien, Wälder und Mühlen zwischen Ostharz und südlichem Thüringen. Bereits im mittleren 15. Jahrhundert werden erste Fälle überliefert, in denen Bauern Kaltenborner Zahlungsaufforderungen verweigerten. Derartige gesellschaftliche Spannungen führten im Bauernkrieg 1525 auch zur Zerstörung des Klosters Kaltenborn.