Die Jubelwochen des 1. FC Lok Leipzig gehen weiter. Nach der Regionalliga-Meisterschaft gewinnt der Club auch den Pokal. Beim FC Erzgebirge dagegen hängt der Haussegen schief.

Der entscheidende Tipp kam von einem ehemaligen Veilchen. Luc Elsner, zehn Jahre lang beim FC Erzgebirge Aue ausgebildet und vor zwölf Monaten zum 1. FC Lok Leipzig gewechselt, zeigte seinem Torhüter Niclas Müller beim Elfmeterschießen an, wohin Tim Hoffmann schießen würde. „Ich sehe, wie er mir die Ecke zeigt und bin voller Überzeugung da rein gegangen. Das hat dann Gott sei Dank auch geklappt“, sagte Müller nach dem 6:5-Sieg im Nervenkrimi vom Punkt. 

Seine Parade brachte den Leipzigern den Erfolg im Sachsenpokal, der mit der Teilnahme an der 1. Runde im DFB-Pokal und rund 160.000 Euro Antrittsprämie verbunden ist. Der unterlegene Drittligist aus dem Erzgebirge erhält nach sächsischer Durchführungsbestimmung etwa 60.000 Euro aus dem DFB-Topf.

Leipzig mit Rückenwind in den Aufstiegskampf

Lok holte sich mit dem Sieg noch einmal zusätzliches Selbstvertrauen für die anstehenden Aufstiegsspiele zur 3. Liga gegen den TSV Havelse, auch wenn die Verlängerung und der Nervenkitzel danach dem alles andere als zuträglich waren. „Jetzt heißt es nur noch regenerieren und dann werden wir am Mittwoch alles rausdonnern, was noch im Reservetank ist. Eine breitere Brust kann man jetzt gar nicht haben, um in die Relegation zu gehen“, sagte Djamal Ziane. 

Einen fußballerischen Leckerbissen hatten die 12.1154 Zuschauer im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion in den torlosen 120 Minuten nicht gesehen. Das Spiel war zwar intensiv, aber ohne große Höhepunkte. Chancen auf beiden Seiten waren an einer Hand abzuzählen. Besonders den Auern merkte man an, dass sie wie in der gesamten Schlussphase der Saison praktisch ohne Angreifer auskommen mussten. Wenn Bälle auf das Leipziger Tor kamen, dann nahezu immer nach Fernschüssen.

Auer Fans verlieren die Geduld

Was die Geduld der Fans aufbrauchte. Nach dem Ende der Partie wollten sie mit der Mannschaft nichts mehr zu tun haben. Als sich die Spieler in der Kurve bedanken wollten, wurden sie mit „Verpisst euch“-Rufen weggeschickt. Fehlschütze Hoffmann bekam noch besondere Beleidigungen zu hören. 

Das wiederum brachte die Mannschaft auf die Palme. „Es ist verständlich, dass die Fans nach dieser Saison unglaublich sauer sind. Da kann ich jeden Einzelnen verstehen. Nichtsdestotrotz ist Tim Hoffmann ein 19-Jähriger, der vor 12.000 Zuschauern seinen Elfmeter verschießt. Das kann immer passieren. Den dann so zu beleidigen, das verstehe ich nicht“, sagte Erik Majetschak der „Freien Presse“.

„So ein unharmonisches Ende tut immer weh. Das ist klar. Die Fans kann ich natürlich verstehen: Sie sind unzufrieden und haben andere Vorstellungen – das haben wir auch. Aber die Situation ist, wie sie ist. Ich habe es dann aber nicht verstanden, dass die Fans uns weggeschickt haben. Das hat die Mannschaft nicht verdient“, sagte auch Trainer Jens Härtel.

Erster Pokalsieg für Lok-Trainer Seitz

Beim siegreichen Regionalligisten herrschte dagegen Freude pur. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, sagte Lok-Trainer Jochen Seitz, der zum ersten Mal in seiner Karriere einen Pokalsieg feiern durfte. Das Elfmeterschießen habe er sich „ganz gemütlich“ angeschaut. „Natürlich war ich innerlich auch aufgeregt. Aber wir haben vorher der Mannschaft gesagt: „Geht mit Überzeugung zum Elfmeter, das ist alles Kopfsache, und schießt einfach die Dinger rein.“ So einfach kann es sein“, berichtete Seitz.

Mit dem Erfolg im Gepäck ist es nun auch leichter, die Mannschaft auf die Relegation vorzubereiten. Denn der Pokal ist nur eine nette Zugabe. Die Saison ist erst dann gekrönt, wenn der Drittliga-Aufstieg geschafft ist. Zumindest weiß man jetzt aber bei Lok schon, wie man Endspiele gewinnt.