Das passende Geschenk zum 28. Geburtstag beschert sich Alexander Zverev selbst. Der Tennisstar holt sich beim Heimturnier neues Selbstvertrauen nach zwei Pleitemonaten. Er war zu Scherzen aufgelegt.
Erst sangen 6.000 Fans ein Geburtstagsständchen, dann schlüpfte Alexander Zverev in die Sieger-Lederhose und drehte im Sportwagen eine kleine Runde auf dem Center Court. Aus dem Grinsen kam der deutsche Tennisstar dabei überhaupt nicht mehr heraus. Just am 28. Geburtstag hat Zverev das ATP-Turnier von München gewonnen und seine jüngste Pleitephase endgültig hinter sich gelassen. „Das war eine der besten Wochen, die man als Tennisspieler haben kann“, sagte der Hamburger sichtlich erleichtert.
Nach zwei Monaten voller Enttäuschungen und Selbstzweifel legte Zverev bei den BMW Open ein beeindruckendes Comeback hin. In einem überraschend einseitigen Finale schlug der Weltranglistendritte den Amerikaner Ben Shelton mit 6:2, 6:4. „Ich werde jetzt erstmal den Geburtstag genießen und dass ich ein Turnier gewonnen habe“, sagte er bei Sky.
Zverev nach Finalsieg zufrieden wie lange nicht mehr
Vom bayerischen Ministerpräsident Markus Söder bekam er den Siegerpokal überreicht, der CSU-Politiker machte auch noch flugs ein Selfie mit dem Ausnahmesportler. In den großen Happy-Birthday-Chor stimmte auch Zverevs Freundin Sophia Thomalla ein, Papa Alexander filmte alles mit dem Handy. „Ihr könnte alle froh sein, dass ich nicht singen musste“, witzelte Zverev junior.
So gut gelaunt hatte man den Olympiasieger von 2021 lange nicht mehr gesehen. „Ich glaube, wir müssen nicht mehr über die letzten Wochen reden. Ich bin unfassbar glücklich über den Titel und das Level, das ich gespielt habe“, sagte er.
Zverev zieht mit München-Rekordchampions Kohlschreiber gleich
Nach nur 71 Minuten verwandelte er den ersten Matchball und bejubelte seinen ersten Turniererfolg in diesem Kalenderjahr. Zugleich zog er durch den dritten Triumph in München nach 2017 und 2018 mit Rekordchampion Philipp Kohlschreiber gleich.
Was für den Hamburger noch wichtiger sein dürfte: Er kommt im Hinblick auf die Ende Mai beginnenden French Open – dem Höhepunkt der Sandplatzsaison – immer besser in Form. Nun stehen für ihn die Masters-Turniere in Madrid und Rom auf dem Programm, ehe es gen Paris geht.
Saison-Wendepunkt bei Viertelfinal-Comeback?
Zverev hatte völlig verpatzte Wochen hinter sich. Nach seiner Finalniederlage bei den Australian Open gegen Jannik Sinner verpasste er gleich bei sechs Turnieren nacheinander die Halbfinals. Durch die Pleitenserie vergeigte er die Chance, den für drei Monate gesperrten Sinner an der Spitze der Weltrangliste abzulösen.
Der Wendepunkt im Tennis-Jahr des Tokio-Olympiasiegers könnte das Viertelfinale von München gewesen sein, als er gegen den Niederländer Tallon Griekspoor kurz vor dem Aus stand, aber doch noch ein Comeback schaffte. Schon tags darauf im Halbfinale gegen Fabian Marozsan aus Ungarn wirkte Zverev beim 7:6 (7:3), 6:3 energischer, mutiger und sicherer als zuletzt.
Zverev von Beginn an dominant
Und im Endspiel gegen Shelton machte der Hamburger genau da weiter: Er nahm dem Weltranglisten-15. gleich dessen ersten Aufschlag ab, holte sich danach zudem das Break zum 5:2 und brachte nach 28 Minuten den ersten Satz unter Dach und Fach.
Der Deutsche machte viel weniger Fehler als sein US-Rivale. Dieser wurde wie schon im Halbfinale von seiner Freundin Trinity Rodman, Fußball-Nationalspielerin und Tochter von NBA-Legende Dennis Rodman, vergeblich angefeuert. „Ich könnte sagen, das ist mein Geschenk an dich“, sagte Shelton danach zum Geburtstagskind. „Aber davon wusste ich nichts.“
Im zweiten Satz brachte Shelton wieder sein erstes Service nicht durch – es sollte fatal sein für ihn in diesem Endspiel. Zverev wirkte wacher und konzentrierter, immer wieder ballte er zufrieden die Hand zur Faust. Begeistert war auf der Tribüne auch der Bayern-Fußballer Thomas Müller.
Deutsche Final-Niederlage im Doppel
Auch in der Doppel-Konkurrenz gab es ein Finale mit deutscher Beteiligung – aber ohne Happy End. Die topgesetzten Kevin Krawietz und Tim Pütz unterlagen Andre Goransson aus Schweden sowie Sem Verbeek aus den Niederlanden mit 4:6, 4:6.
Erstmals waren die BMW Open in diesem Jahr zum 500er-Turnier aufgestiegen, also in die dritthöchste Kategorie nach den Grand-Slam-Turnieren und den Masters-Events. Die Veranstalter zogen ein begeistertes Fazit und zählten 70.000 Zuschauer in den neun Turniertagen inklusive der Qualifikation.
München-Organisatoren happy: „Wunderbare Woche“
„Der heutige Tag ist die Krönung für diese wunderbare Woche“, sagte Turnierdirektor Patrik Kühnen am Ostersonntag. Der neue, provisorische Center Court mit mehr als 6000 Plätzen war jeden Tag ausverkauft – 2027 soll ein fixes Stadion mit Dach her. 2026 steht das Turnier vom 11. bis 19. April im Kalender.