Ein Millionen-Kredit und Hoffnung auf Zuschüsse – einige Monate nach der Eröffnung der Garnisonkirche in Potsdam geht es wieder ums Geld. Der Landesbischof sieht das Projekt keineswegs als Sorgenkind.

Viele Jahre tobte ein Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam – oft ging es ums Geld. Rund sieben Monate nach der Eröffnung des rund 60 Meter hohen Turms ist erneut eine Finanzdebatte entbrannt. „Wir sind nicht insolvent. Die Liquidität ist da“, sagte Pfarrer Jan Kingreen, der Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam ist, der Deutschen Presse-Agentur. 

Hintergrund sind Gespräche über die Rückzahlung eines Kredits von fünf Millionen Euro binnen 30 Jahren. Die Stiftung bat darum, die Tilgung erster Raten zu verschieben. Kritiker des rund 42 Millionen Euro teuren Turmneubaus am Platz der einstigen Militärkirche befürchteten schon vor Jahren Defizite beim Betrieb. 

Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein plädiert dafür, dem Projekt Zeit zu geben. „Dieser neue Ort entwickelt sich ja gerade erst schrittweise in die touristischen Netzwerke hinein. Ende des Jahres werden wir genauer wissen, wo wir finanziell stehen“, sagte Stäblein auf Anfrage. Die Landeskirche, die Evangelische Kirche in Deutschland und der Kirchenkreis hatten das Darlehen gewährt. 

Der im vergangenen August eröffnete Turm der Garnisonkirche in Potsdam mit Ausstellung, Aussichtsplattform und Bildungsangeboten ist nach Ansicht von Pfarrer Kingreen noch in der Probephase. Es lasse sich derzeit nicht seriös sagen, „wo wir nach einem Jahr Betrieb stehen“ – also, ob genug Besucher kamen, genug Spenden eingingen und genug gespart wurde etwa bei den Energiekosten.

Bislang habe der Garnisonkirchturm vor allem eine Nebensaison und den Winter erlebt, wenn gemeinhin weniger Besucher kämen, so Kingreen. Mit Ostern startet jetzt aber die Tourismus-Saison. Kingreen will künftig unter anderem mehr Busreisegruppen gewinnen. 2024 hieß es von der Stiftung, sie erhoffe sich jährlich insgesamt 80.000 bis 90.000 Besucher im Turm.

Landesbischof: Lösung um Kredit-Rückzahlung wird Zeit brauchen

Die Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung mit Blick auf die Kredit-Rückzahlung wird laut Landesbischof jedenfalls „ein wenig Zeit“ brauchen. Stäblein ist aber überzeugt, dass die Garnisonkirche als kirchlicher Bildungsort viel Interesse hervorruft. Der Neubau soll sich als Ort für Friedensarbeit und Demokratiebildung etablieren. 

Im Turm ist die multimediale Ausstellung „Glaube, Macht und Militär“ zu sehen, die sich kritisch mit der dunklen Vergangenheit der einstigen Militärkirche und dem Nationalsozialismus auseinandersetzt. Zudem gibt es etwa für Schulklassen ein Bildungsprogramm, das sich den Themen Demokratie und Frieden widmet. 

„Die Garnisonkirche trifft einen Nerv in den wichtigen Gegenwartsfragen und fordert uns da heraus“, sagte Bischof Stäblein der dpa. „An diesem historisch stark geprägten Ort lassen sich Debatten über die Verfasstheit unserer Demokratie besonders gut führen und manche Fragen, etwa die nach der Gefährdung unserer Grundwerte, stellen sich hier besonders drängend.“ 

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges veranstaltet die Garnisonkirche in den kommenden Wochen auch eine Gesprächsreihe über Kriege und Konflikte.

Stiftung hofft auf Zuschüsse 

Der Vorstand der Stiftung Garnisonkirche setzt sich nun für eine institutionelle Förderung zur Deckung der Ausgaben ein. Museen oder Bildungseinrichtungen hätten auch „in irgendeiner Weise einen Zuschuss“, so Kingreen. Dann könnte er auch den Eintrittspreis (12 Euro pro Erwachsenem für Ausstellung und Aussichtsplattform) senken. 

„Es ist so, dass wir eigentlich mehr machen müssten“, so Kingreen zu den Bildungsangeboten, die gut angenommen würden. Dafür fehle bislang aber das Personal. „Das Problem ist doch nur, wir sind zu fünft insgesamt. Und das ist zu wenig.“ 

Landesbischof Stäblein signalisiert, dass er die Forderung nach Zuschüssen durchaus nachvollziehen kann. „Aus meiner Sicht ist es jedenfalls nicht anstößig, die Fragen nach einer Sockelfinanzierung für diese wichtige Arbeit zu stellen.“ Entscheiden müssten aber am Ende die Gremien der Landeskirche.

Schon 2022 hatte es aber Clinch wegen der Finanzen gegeben: Der Bundesrechnungshof kritisierte, die bisherige Förderung sei ohne ausreichenden Nachweis über die Gesamtfinanzierung des Projekts erfolgt. 

Wiederaufbau der Garnisonkirche jahrelang umstritten

Ohnehin schien kaum ein Kirchen-Projekt seit Jahren so umstritten. Am 21. März 1933 fand in der Garnisonkirche in Potsdam der Staatsakt zur Eröffnung des Reichstags statt. An diesem „Tag von Potsdam“ reichte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand. Gegen die Turm-Eröffnung im vergangenen Jahr protestierten Kritiker – sie lehnten den Bau als „Nazikirche“ ab.