Werder Bremens Trainer Werner bleibt trotz Europapokal-Chancen gewohnt sachlich. Auf dem abendlichen Nachhauseweg bekommt er von ansteigender Euphorie nichts mit – dafür erlebt er dort etwas anderes.
Wenn Ole Werner nach dem Feierabend vom Weserstadion zu seiner 500 Meter entfernten Wohnung läuft, bekommt er von einer ansteigenden Europapokal-Euphorie unter den Fans von Werder Bremen nichts mit. „Wenn ich nach Hause gehe abends, dann ist es oft schon dunkel“, sagte Werner. Manchmal seien dort noch ein paar Boule-Spieler mit ihren Kugeln. „Aber die sprechen mich dann auch nicht an“, fügte der Trainer des Fußball-Bundesligisten hinzu.
Die Europapokal-Sehnsüchte werden allerdings neben den zuletzt starken Auftritten der Norddeutschen auch durch die Aussagen ehemaliger Werder-Größen angeheizt. „Ich traue ihnen den Schritt nach Europa absolut zu. Wenn sie es schaffen, in den kommenden Wochen weiter so stabil zu bleiben, dann sind die Chancen wirklich groß“, sagte Ex-Nationalspieler Torsten Frings dem Portal „Deichstube“. Es sei „super positiv“, sagte Ex-Trainer Alexander Nouri, „dass der Verein im Saisonendspurt nochmal die Chance hat, an den internationalen Plätzen zu schnuppern“.
Werner: „Nicht allzu sehr von Euphorie“ leiten lassen
Werner schnuppert vor der Partie gegen den Abstiegskandidaten VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) noch etwas vorsichtig an dem verlockenden europäischen Geschäft. Doch er merke schon, dass die positiven Ergebnisse Thema seien und das etwas auslöse. „Aber es ist halt wichtig für mich in meiner Arbeit, dass ich mich nicht allzu sehr von Euphorie oder dann auch manchmal von negativer Stimmung leiten lasse, sondern dass ich mich möglichst von morgens bis abends – von dunkel bis dunkel – mit Werder Bremen beschäftige“, sagte der Coach.
Nach der zunächst starken Hinrunde und dem ersten Teil der Vorfreude auf mögliche internationale Nächte in Bremen machte sich zunächst durch einen schwachen Start ins Jahr Ernüchterung breit. Nun ist die Stimmung an der Weser bei drei Punkten Rückstand auf Rang sechs schon wieder deutlich positiver.
Und Werner zeigte sich selbst bewusst. „Es ist alles möglich, was die Punktzahl angeht“, sagte der 36-Jährige. „Die Stimmung ist gut, aber sie ist konzentriert“, fügte er hinzu. Die zuletzt eingefahrenen drei Siege in Folge, darunter gegen Champions-League-Kandidat Eintracht Frankfurt (2:0) und Vizemeister VfB Stuttgart (2:1) bestätigten den Aufschwung.
Stabile Bremer Defensive
Gründe dafür sind die stabile Defensive durch die Rückkehrer um Kapitän Marco Friedl. Die Bremer kassierten nur einen Treffer in den vergangenen drei Partien. Milos Veljkovic wird allerdings weiter wegen Problemen an der Wade ausfallen. Derrick Köhn steht nach einem Tritt auf das Sprunggelenk am Wochenende ebenfalls nicht zur Verfügung. Einen der Hauptgründe für den zurückgekehrten Erfolg sieht Werner darin, dass er personell aus dem Vollen schöpfen kann.
Zudem hat der Trainer den über weite Strecken sportlich schwankenden Schotten Oliver Burke zu einer starken Form geführt. Der beliebte Angreifer erzielte allein drei Treffer in den vergangenen beiden Partien.
Doch wie geht es mit Werner selbst weiter? Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2026, aber öffentlich sind die Verhandlungen über eine Verlängerung schon länger im Fokus. „Wir haben noch fünf Spiele zu spielen, wir haben uns schon über viele Dinge auch ausgetauscht. Der Verein weiß genau, wie ich denke. Ich weiß, wie der Verein denkt. Es sind viele Sachen besprochen, sehr, sehr transparent ist das alles“, machte der Trainer klar.