Eingeheizt von der Wendländer Indie-Rock-Band Madsen demonstrieren Tausende Industriebeschäftigte in Hannover gegen den Verlust von Arbeitsplätzen. Sie fordern mehr Unterstützung für die Unternehmen.

Tausende Beschäftigte der Metallindustrie sind in Hannover für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße gegangen. „Wir erwarten mehr von den Arbeitgebern. Sie bauen ab, kürzen, wollen verlagern und machen keine Anstalten, Innovationen oder Zukunft zu gestalten“, sagte Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall, in der Landeshauptstadt. Nach Angaben der Polizei demonstrierten rund 6.000 Menschen, die Gewerkschaft sprach von 9.000.

Nach dem Abschluss der Sondierungen zwischen Union und SPD will die IG Metall den Druck auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen erhöhen. „Es ist gut, dass die Politik gezeigt hat, dass sie verstanden haben. Aber noch ist kein Sondervermögen beschlossen, noch ist nichts klar“, betonte Benner. Alle politischen Kräfte müssten jetzt Verantwortung übernehmen, damit dieses zentrale Vorhaben nicht scheitere. 

In den nächsten Tagen und Wochen würden die entscheidenden Weichen für einen modernen Industriestandort und einen starken Sozialstaat gelegt, hieß es von der IG Metall. „Mehr und mehr Betriebe treffen Investitionsentscheidungen gegen den deutschen Standort, anderen Unternehmen fällt nichts Besseres als der übliche Kahlschlag ein.“

Meldungen über neue Sparprogramme und Stellenabbau

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, sagte, in den Grundstoffindustrien brenne die Hütte lichterloh. „Fast täglich erreichen uns Meldungen über neue Sparprogramme, Stellenabbau, Anlagen- oder sogar Standortschließungen.“ Allein in den vergangenen Monaten seien es mehr als 200 Fälle mit gut 25.000 betroffenen Arbeitsplätzen gewesen. 

„Wir müssen diesen Abschied auf Raten schleunigst stoppen. Sonst nimmt die gesamte industrielle Wertschöpfungskette schweren Schaden – und damit das ganze Land“, sagte er. Da sei auch die kommende Bundesregierung in der Pflicht: Das Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen und die Pläne zur Entlastung bei den Energiekosten seien ein erster Schritt, aber weitere müssten folgen. Die Modernisierung der Industrie müsse systematisch mit staatlichen Investitionszuschüssen gefördert werden, so der Gewerkschafter. 

Neben Maßnahmen gegen Standortverlagerungen ins Ausland fordert die IG Metall tarifgebundene Arbeitsplätze als Standard in den Industriebereichen.Zudem brauche es einen klaren Fahrplan für den klimaneutralen Umbau undmassive Unterstützung der Automobil- und Grundstoffindustrie in der Transformation.

Den Metallern heizte die Wendländer Indie-Rock-Band Madsen mit Songs wie „Du schreibst Geschichte“ und „Lass die Musik an“ ein. In Köln, Leipzig, Stuttgart und Frankfurt gingen die Arbeitnehmer ebenfalls auf die Straße.

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