Der Wagen, der nach einem Unfall in Niedersachsen in den Mittellandkanal gestürzt ist, gehörte einer Mietwagenfirma. Die tödlich Verunglückten hatten ihn nicht zurückgebracht.
Drei Tote und viele offene Fragen: Die Bilanz eines schweren Autounfalls am Mittellandkanal bei Braunschweig ist verheerend. Inzwischen ist klar, dass das Unfallauto einer Mietwagenfirma gehörte und von den Mietern unterschlagen wurde, sie hatten es nicht wie vereinbart zurückgegeben.
Aus dem Mittellandkanal bargen die Einsatzkräfte am Samstag drei männliche Leichen. Inzwischen konnte auch der dritte Tote identifiziert werden. „Es handelt sich um einen 34-jährigen serbischen Staatsbürger“, sagte ein Polizeisprecher. Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen die Ermittler davon aus, dass der Mann der Fahrer des Wagens war, der am Samstag nach einer riskanten Fahrt von einer Brücke in den Kanal stürzte. Weiter in Lebensgefahr schwebt ein 53-jähriger Mann aus Hamburg, der zusammen mit einer Frau in einem Auto saß, das von dem Unfallfahrer erfasst worden war.
Fahrer überholte vor Sturz in Mittellandkanal rechts
Nach einer ersten Rekonstruktion des Unfalls gehen die Ermittler davon aus, dass der 34-jährige Fahrer viel zu schnell unterwegs war. Er soll nach dem Übergang von Autobahn 391 auf die Bundesstraße 4 auf der engen einspurigen Fahrbahn mehrere Autos von rechts überholt und dabei touchiert haben.
Dann soll der Wagen erst gegen die Leitplanke und von dort in den Gegenverkehr geraten sein, wo er frontal mit dem anderen Auto zusammenstieß, in dem außer dem Mann aus Hamburg auch eine Frau verletzt wurde. Schließlich durchschlug der Mietwagen mit den drei Männern das Brückengeländer und stürzte in den Kanal.
Vermieter hatte Auto gemeldet
Wie die Polizei mitteilte, hatte sich der Fahrer zuvor am Sonntagmittag einer Kontrolle auf der Autobahn 2 entzogen und aufs Gaspedal getreten. Die Beamten verloren das Auto mit Münchner Kennzeichen dann aber zunächst aus dem Blick.
Nach dem Unfall rückten Polizei und Rettungskräfte mit Booten, Tauchern und einem Hubschrauber zur Unfallstelle am Kanal an. Für die drei Insassen kam aber jede Hilfe zu spät. Der mutmaßliche Fahrer, ein 34-jähriger Serbe und ein 25-Jähriger und ein 31-Jähriger aus Kroatien konnten nur sehr aufwendig von den Einsatzkräften geborgen werden.
Mann aus Hamburg weiter in Lebensgefahr
Der Unfallfahrer hatte im entgegenkommenden Auto eine 47-jährige Frau und einen 53-jährigen Mann aus Hamburg erfasst. Der Mann wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen. Die Frau kam schwer verletzt ins Krankenhaus, soll aber außer Lebensgefahr sein.
Ein Spezialschiff aus Hannover wurde angefordert, um das Auto aus dem Kanal zu bergen. Der Wagen wurde beschlagnahmt. Die weiteren Ermittlungen dürften noch andauern, teilte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit. Auch wenn gegen Tote nicht ermittelt werden könne, laufe das Verfahren formal gegen den Fahrer des versunkenen Autos wegen fahrlässiger Tötung, sagte ein Behördensprecher.
Was können beteiligte Zeugen beitragen?
Mit weiteren Ergebnissen und Informationen rechnete die Staatsanwaltschaft erst am Dienstag. Die Polizei kündigte an, dass die weiteren Ermittlungen unter anderem vom Gutachten eines Sachverständigen abhängen. Offen blieb zunächst, ob es eine Obduktion der Toten geben soll. Fraglich ist auch weiterhin der genaue Hergang des Unfalls. Wichtige Zeugen könnten auch die drei Fahrer der Autos werden, die bei dem Unfall touchiert wurden.