Sie ist nicht so ikonisch wie die „Air Force One“, aber kann sich trotzdem sehen lassen: die Kanzlermaschine. Einblicke in das modernste Regierungsflugzeug Deutschlands.

Im militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn ist die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) stationiert – jener Verband, der für alle offiziellen Flüge der Bundesregierung verantwortlich ist. Ein Standort, der rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche, einsatzbereit ist.

Die Flugbereitschaft verfügt derzeit über 21 Luftfahrzeuge. Darunter:

Drei Airbus A350-900 („Konrad Adenauer“, „Theodor Heuss“, „Kurt Schumacher“) für Langstrecken- und Staatsflüge,zwei A321LR für mittlere Distanzen,zwei A319CJ,mehrere Global 5000/6000-Businessjets,sowie Hubschrauber vom Typ AS532 Cougar und H145M für Inlandsflüge und Spezialtransporte.

Die Aufgabe der Flugbereitschaft ist dabei weit größer als das, was die Öffentlichkeit meist sieht: Neben den repräsentativen Staatsreisen gehören auch Truppentransporte, humanitäre Einsätze und MedEvac-Flüge (medizinische Evakuierungen) zum Portfolio. Die A350 kann im Notfall binnen Stunden in ein fliegendes Hospital umgerüstet werden – eine Fähigkeit, die besonders in Krisenzeiten gefragt ist.

Der Kanzler hat eine VIP-Suite im Flieger

Wer das Flugzeug betritt, erkennt sofort den Unterschied zu einem klassischen Linien-Airbus:

Ganz vorn befindet sich eine VIP-Suite mit Konferenzraum, Büro und Dusche, reserviert für Kanzler oder Bundespräsident. Daran schließen sich ein Business-Class-Bereich und eine Premium-Economy-Sektion an – für Delegationen, Mitarbeiter und Sicherheitskräfte.

„Für Außenstehende wirkt das natürlich luxuriös“, sagt ein Pilot, der seit über 20 Jahren bei der Flugbereitschaft in Dienst steht. Aus Sicherheitsgründen darf sein Name nicht genannt werden. „Aber im Vergleich zu den Regierungsmaschinen anderer Länder sind wir eher bescheiden unterwegs.“

Ein Aspekt, über den Piloten und Techniker nur ungern sprechen, ist die Sicherheit. Die Flugzeuge der Flugbereitschaft verfügen über Selbstschutz- und Kommunikationssysteme, die in zivilen Maschinen nicht existieren.

„Ja, es gibt solche Systeme“, sagt der Pilot. „Aber über deren genaue Funktionsweise darf ich nichts sagen.“ Das Ziel: maximale Sicherheit für die Staatsspitze in der Luft.

Priorität für den Bundespräsidenten

Trotz militärischer Kennzeichen genießen die Maschinen im normalen Luftverkehr keinen Sonderstatus. „Wir fliegen nach denselben Regeln wie jede andere Airline“, erklärt der Pilot.

Nur wenn der Bundespräsident an Bord ist, erhält der Flug im internationalen Luftverkehr Priorität.

Auch das ist Teil des Konzepts: Souveränität, ohne Sonderrechte zu beanspruchen – aber bereit zu sein, wenn es darauf ankommt.

Die Piloten der Flugbereitschaft stammen in der Regel aus dem Transportflugbereich der Bundeswehr. Die Umschulung auf den A350 erfolgt bei Lufthansa Aviation Training in München, inklusive Type Rating und anschließendem Line-Training auf Linienflügen. Danach folgt ein spezielles Regierungs-Line-Training unter realen Einsatzbedingungen.

Das moderne Fly-by-Wire-System des A350 erleichtert die Arbeit: „Das Flugzeug fliegt unglaublich stabil“, sagt der Pilot. „Man merkt, dass es für Langstrecken gemacht ist. Für uns ist das der ruhigste Arbeitsplatz der Welt.“

Bei Staatsflügen ist vieles anders als im Linienbetrieb: Die Abflugzeiten richten sich nach dem politischen Kalender, nicht nach einem Flugplan. Crews müssen oft flexibel bleiben, da Termine sich verschieben können.

„Wir repräsentieren Deutschland“

„Manchmal warten wir Stunden, manchmal starten wir früher – es hängt vom Programm ab“, erzählt der Pilot. „Wenn sich Termine verlängern, wird die Crew manchmal ausgetauscht und per Linienflug nachgeführt. Flexibilität ist Teil unseres Alltags.“

Der Besuch in Köln/Bonn zeigt, was hinter dem nüchternen Begriff „Flugbereitschaft“ steckt: ein hochprofessioneller, technisch führender und diskreter Teil der deutschen Staatsarchitektur.

Die A350 der Flugbereitschaft sind mehr als nur Flugzeuge – sie sind mobile Regierungssitze, Kommunikationszentren und im Ernstfall auch Rettungsplattformen.

Oder, wie es der Pilot am Ende des Gesprächs formuliert: „Es ist nicht einfach nur ein Job. Wenn wir fliegen, repräsentieren wir Deutschland – und das spürt man bei jedem Start.“

Sehen Sie in der Fotostrecke oben, wie es im Inneren des A350-Regierungsfliegers aussieht. Hinweis: Fotos im Innenraum durften aus Rücksicht auf die Privatsphäre nur in den Business- und Premium-Eco-Sektionen gemacht werden. Die VIP-Suite wurde vom Autor nach seinen Eindrücken vor Ort mit künstlicher Intelligenz visualisiert.