Borkenkäfer, Brände und Bürokratie: Warum sich für viele private Waldbesitzer in Thüringen trotz Millionen im Fördertopf die Wiederaufforstung oft schwierig gestaltet.
Das Baumsterben stellt die privaten Waldbesitzer in Thüringen vor enorme Probleme. Rund 60.000 Hektar des Privatwaldes im Freistaat seien derzeit geschädigt, sagte der Präsident des Waldbesitzerverbandes für Thüringen, Matthias Pfannstiel der Deutschen Presse-Agentur vor einer Mitgliederversammlung in Ohrdruf. Das entspreche fast einem Viertel des Waldes in privater Hand. Rund die Hälfte dieser Schadfläche müsse aktiv wieder bepflanzt werden.
Einige Waldbesitzer hätten unter anderem durch Borkenkäferbefall und Trockenheit Totalverluste erlitten, sagte Pfannstiel. Die Aufarbeitungskosten für das Schadholz hätten stellenweise über den erzielten Verkaufspreisen gelegen. „Das heißt die Eigentümer hatten keine Einnahmen und stehen jetzt vor dem Problem, dort die Flächen innerhalb von sechs Jahren wiederaufzuforsten.“ Ein Hektar koste im Schnitt rund 15.000 Euro in der Wiederaufforstung.
Ungeklärtes Eigentum erschwert Zugang zu Fördermitteln
Die privaten Waldbesitzer könnten dies nur mit Fördermitteln stemmen, betonte der Verbandspräsident. Dabei hätten sie allerdings mit übermäßiger Bürokratie und hohen Auflagen zu kämpfen. Auch müssten für die Beantragung von Fördermitteln Eigentumsnachweise erbracht werden, was vor allem für Waldbesitzer in Ostdeutschland ein Problem sei. In den neuen Ländern seien etwa 20 bis 30 Prozent des privaten Waldeigentums bis jetzt nicht geklärt. Zudem gebe es in Thüringen sehr kleinteilige Strukturen und viele Erbengemeinschaften.
Pfannstiel forderte, die entsprechenden Förderprogramme einfacher und übersichtlicher zu gestalten. In diesem Jahr käme noch hinzu, dass durch die verspätete Verabschiedung des Landeshaushaltes im April und den vorgegebenen Fristen Fördergelder in Höhe von 5,8 Millionen Euro nicht abgerufen werden konnten. „Wir haben Geld im Topf, das wir auch dringend brauchen, aber wir bekommen es nicht verausgabt, weil in diesem Jahr die Zeit von Antragstellung bis Bewilligung nicht gereicht hat.“
Minister sucht nach Waldbrand Gespräch mit Eigentümern
Auf der Saalfelder Höhe hatte Anfang Juli ein verheerender Großbrand gewütet, von dem 46 Privatwaldbesitzer betroffen waren. Diese konnten bislang noch keine Beihilfen nach dem Thüringer Waldgesetz erhalten, da dafür erst die Ermittlungen zur Schadensursache abgeschlossen sein müssen. Umweltminister Tilo Kummer (BSW) sagte, es gebe mit der Beanspruchung anderer Fördertöpfe vielleicht eine schnellere und unkomplizierte Möglichkeit für die Wiederaufforstung als die Waldbrandbeihilfe.
„Wichtig ist bei einer Inanspruchnahme forstlicher Fördermittel aber, dass die Wiederaufforstung vor Beginn beantragt und bewilligt wird“, betonte der Minister. Bei bestehender Eilbedürftigkeit könne ein Antrag auf vorzeitigen Maßnahmenbeginn gestellt und bewilligt werden. Kummer kündigte dazu in den nächsten Wochen Gespräche mit den Waldbesitzern vor Ort an.
In Thüringen bewirtschaften den Angaben nach schätzungsweise rund 180.000 private Waldbesitzer mit knapp 250.000 Hektar etwa 45 Prozent der gesamten Waldfläche im Freistaat.