Seit anderthalb Jahren besetzen Aktivisten ein Waldgebiet in Südhessen. Sie wollen die Rodung für weiteren Kiesabbau verhindern. Doch die Abholzung ist geplant – und erste Vorbereitungen laufen.

 „Kein Wald für Kies!“ – steht auf einem großen Banner. Das haben Aktivisten an die Laubbäume gespannt, deren Fällung sie verhindern wollen. Wenige Meter daneben suchen Arbeiter im Boden nach Kampfmitteln. Seit anderthalb Jahren besetzen die Aktivisten ein Waldgebiet am Langener Waldsee. Dort soll eine bestehende Kiesgrube erweitert werden. 

Für die geplante Rodung fehlt noch eine bergrechtliche Zulassung, teilt das Regierungspräsidium Darmstadt auf Anfrage mit. Diese sei bereits beantragt, aber bisher nicht erteilt. Zum genauen Zeitpunkt der Rodung äußern sich weder das Regierungspräsidium noch die Stadt Langen, die als Eigentümerin des Waldstücks dafür sorgen muss, dass die Fläche nutzbar ist. 

Aktivisten geht es um den Klimaschutz

Trotz vorbereitender Arbeiten wie der Kampfmittelsondierung wollen die Waldbesetzer nicht weichen: „Dadurch, dass die Klimakrise näherrückt und man mit allgemeinen Demos nicht weit kommt, muss mehr Bewegung hineinkommen. Deswegen suchen viele hier radikalere Wege wie zivilen Widerstand“, sagt einer der Aktivisten der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zwölf Baumhäuser haben die Aktivisten gebaut, teilweise in etwa zehn Metern Höhe. Tag und Nacht leben sie im Wald. In dem Protestcamp riecht es stark nach Lagerfeuer. Nach eigenen Angaben finanzieren die Protestierenden sich durch Spenden. Einige Anwohner würden sie mit Wasser und Konserven versorgen.

Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Umweltschützern gesorgt. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen. 

Sind die Aktivisten im Protestcamp gewaltbereit?

Das Polizeipräsidium Südosthessen schätzt die Lage am Protestcamp als „weitestgehend entspannt“ ein. Nur vereinzelt hätten die Rodungsgegner mit Worten gegen die Vorbereitungsarbeiten protestiert. Mitte Oktober sei ein Mann festgenommen worden, weil er nach einer laufenden Motorsäge in der Hand eines Arbeiters gegriffen haben soll. Auch wenn momentan keine Hinweise auf eine Gewaltbereitschaft vorliegen, sei man vorbereitet, sagte ein Polizeisprecher.

Der von der Waldbesetzung betroffene Betonhersteller Sehring AG teilte auf Anfrage schriftlich mit: „Aufgrund der anhaltenden Gefährdungslage für unser Unternehmen durch die linksradikalen Kräfte äußern wir uns nicht zu den Vorgängen.“ Inhaltliche Fragen an das Unternehmen blieben unbeantwortet. 

Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht „mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen“ zu vereinbaren. Die Aktivisten betonen beim Gang durch das Areal immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.