Die schwarz-rote Koalition sollte bei der Wehrpflicht keine halben Sachen machen. Wenn es nach den Deutschen geht, sollte es wieder Wehrdienst für alle geben

In dieser Woche soll der Bundestag über die Modernisierung des Wehrdienstes beraten. Die Pläne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sehen vor, dass junge Deutsche künftig zum 18. Geburtstag einen Fragebogen zur Wehrbereitschaft erhalten sollen. Männer müssen, Frauen können ihn ausfüllen. So soll die Zahl derjenigen gesteigert werden, die sich für einen freiwilligen Wehrdienst entscheiden. 

Die meisten sind für eine echte Wehrpflicht

Den Deutschen gehen die Pläne nicht weit genug. Eine Mehrheit ist aktuell für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab. Die Zahlen im Einzelnen: 54 Prozent der Bürger befürworten einen verpflichtenden Dienst bei der Bundeswehr, 41 Prozent sind dagegen, 5 Prozent äußern keine Meinung. Mit 74 Prozent sind die Wähler von CDU/CSU die stärksten Unterstützer der Wehrpflicht, aber auch 58 Prozent der SPD-Anhänger fänden eine Rückkehr zur regulären Wehrpflicht richtig. In der schwarz-roten Koalition bremst die Partei bei dem Thema. Einzig die Wähler der Linken lehnen eine Wiedereinführung eines Pflichtdienstes klar ab (80 Prozent).

In der Umfrage zeigt sich ein großes Gefälle nach Altersgruppen. Die meisten Befürworter einer Wehrpflicht finden sich mit 61 Prozent in der älteren Generation (60 Jahre und darüber). Bei den 18- bis 29-Jährigen, die persönlich betroffen wären, sind hingegen 63 Prozent gegen einen militärischen Pflichtdienst.

Forsa hat die Frage zur Wehrpflicht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 mehrfach gestellt. Die Ansichten schwankten zunächst, seit März 2024 überwiegen aber klar die Befürworter. Rein rechtlich wurde die Wehrpflicht 2011 nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 9. und 10. Oktober 2025 erhoben. Datenbasis: 1008 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.