Die Alterspyramide bei Haus- und Fachärzten in MV lässt befürchten, dass die Lücken bei der medizinischen Versorgung auf dem Lande größer werden. Das Land versucht, dem Ärztemangel entgegenzuwirken.

Die Landesregierung will die sogenannte Landarztquote bei der Vergabe von Studienplätzen auf andere Medizinbereiche ausweiten, weil in ländlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns nicht nur Hausärzte knapp werden. Dazu liegt den Abgeordneten des Landtags zu ihrer Sitzung am Mittwoch eine Gesetzesänderung zur Beratung vor. 

„Künftig soll es zusätzlich eine Landzahnarztquote, eine Landapothekerquote sowie ein Studienplatzkontingent für den Öffentlichen Gesundheitsdienst geben“, heißt es in dem Entwurf.

Mecklenburg-Vorpommern ist eines von elf Bundesländern, das Studienplätze für angehende Mediziner reserviert, die sich verpflichten, für mindestens zehn Jahre in unterversorgten Regionen tätig zu werden. Wer diese Zusage bricht, muss eine Vertragsstrafe von bis zu 250.000 Euro zahlen, was in etwa den Kosten der Medizinerausbildung entspricht. 

Seit 2021 können 32 der jährlich zu vergebenden 400 Medizinstudienplätzen an den Universitäten in Greifswald und Rostock über die Landarztquote zugeteilt werden. Für das Wintersemester 2024/2025 hatten laut Gesundheitsministerium etwa 150 Bewerbungen vorgelegen.

Viele Medizinstudenten, nur wenige bleiben  

Neben dem Saarland sei Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland, das gemessen an der Bevölkerungszahl einen besonders großen Teil zur Medizinerausbildung in Deutschland beitrage, sagte SPD-Fraktionschef Julian Barlen. Laut Statistik kommen auf 1.000 Einwohner im Nordosten im Schnitt 2,25 Medizinstudenten, im Bundesdurchschnitt sind es 1,26. Bislang würden sich aber lediglich 40 Prozent der Absolventen in MV auch für eine Tätigkeit im Land entscheiden. Der Bedarf sei jedoch deutlich höher. 

„Wir müssen einfach mehr junge Mediziner dazu bewegen, auch bei uns im Land zu bleiben“, betonte Barlen. Die Vergabe von Studienplätzen an Bewerber, deren Notendurchschnitt allein nicht ausreiche, die aber eine Bindung an das Land haben, sei ein erfolgversprechender Weg.

Der SPD-Politiker verwies auf Bemühungen des Landes, die derzeit bundesweit bei acht Prozent festgeschriebene Landarztquote aufgrund des wachsenden Bedarfs auch in anderen Medizinbereichen deutlich zu erhöhen.

Laut Gesetz werden zur Feststellung der fachlichen Eignung neben Schulnoten der Abschluss einer Ausbildung in einem Gesundheitsberuf oder eines Freiwilligendienstes sowie das Ergebnis eines standardisierten Testes herangezogen. Der Abidurchschnitt und Test werden dabei mit je 30 Prozent, die bisherige Tätigkeit im Gesundheitswesen mit 40 Prozent gewichtet.

Hoher Altersdurchschnitt bei Hausärzten 

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind in Mecklenburg-Vorpommern rund 1.200 Hausärzte tätig. Davon ist ein Drittel 60 Jahre und älter. Für Hausärzte, die in den Ruhestand gehen möchten, werde es immer schwieriger, einen Nachfolger für die Praxis zu finden, hieß es. 

Aktuell weist der Bedarfsplan 80 unbesetzte Hausarztstellen und weitere 33 Vakanzen bei Fachärzten aus. Auch Kliniken suchen Ärzte. Die Zahl der Apotheken in MV ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums seit 2020 von damals 390 auf 361 Anfang 2025 gesunken.  

Forderung nach zusätzlichen Studienplätzen in MV  

Der Opposition gehen die Bemühungen der rot-roten Landesregierung nicht weit genug. „Man muss Medizinstudenten frühzeitig und beharrlich ansprechen und ihnen immer wieder die Karrieremöglichkeiten und die Unterstützungen bei uns im Land zeigen“, sagte CDU-Fraktionschef Daniel Peters.

Um die ärztliche Versorgung sicherzustellen, fördern Kassenärztliche Vereinigung, Land und Kommunen Niederlassungen in betroffenen Bereichen finanziell. In den vergangenen Jahren wurden laut Gesundheitsministerium allein über die KV mehr als 13 Millionen Euro ausgezahlt. 

Peters erneuerte die Forderung, in MV zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Dafür könne das Land selbst die Voraussetzungen schaffen. Die CDU hält mindestens 100 weitere Plätze für Medizinstudenten in Rostock und Greifswald für erforderlich. Bestrebungen, mit Hilfe des Bundesrats eine Erhöhung der Landarztquote zu erwirken, fanden bei der Union Unterstützung.