Keine Weihnachtshits, dafür ganz viel Nostalgie: Mariah Carey kehrt nach sieben Jahren mit ihrem neuen Album „Here For It All“ zurück.

Nach sieben Jahren Pause meldet sich Mariah Carey mit ihrem neuen Album „Here For It All“ zurück. Darauf entführt die etwa 56-Jährige Carey – so genau kennt ihr Alter niemand – ihre Fans auf eine Nostalgiereise zurück in die 1990er.

Musikalisch klingt das Werk wie Akustik gewordener Seiden-Kaschmir-Mix: samtig, geschmeidig, elegant und manchmal so glatt, dass nichts hängenbleibt. Carey ist nicht weichgespült, sie ist purer Weichspüler. Bitte nicht falsch verstehen: Das ist ihr Stil, und der sitzt. Carey war und bleibt so glatt wie ihre rasierten Beine und ihr faltenfreies Gesicht.

Quietschen, wie nur Carey es kann

Schon die Leadsingles „Type Dangerous“ und „Sugar Sweet“ haben die Richtung vorgegeben. Während ersterer mit etwas Mühe den Weg vom Fellteppich vor dem Kamin auf die Tanzfläche schafft, zeigt „Sugar Sweet“ mit den reggaetonigen Features von Shenseea und Kehlani, wie Carey klassische Eleganz mit zeitgenössischen Strömungen verwebt.

Punktuell öffnet sich Carey damit auf ihrem Album für Neues, überwiegend aber geht „Here For It All“ die Memorylane in die 1990er entlang. Gospel-Balladen, R&B-Nummern, Hip-Hop-lastige Stücke – alles findet Platz, alles klingt nach Mariah. Careys legendäre Fünf-Oktaven-Stimmspanne wird in den elf Songs natürlich auch gekonnt in Szene gesetzt und darf hier und da auch im Hintergrund mit dem berühmten Carey-Quietscher und opernähnlichen Schreien Akzente setzen.

Mariah Carey biedert sich nicht dem Zeitgeist an

Es ist Mariah Careys 16. Studioalbum – es würde aber auch nicht weiter auffallen, wenn man es als ihr zweites Album verkaufen wollte. Die Zeit scheint bei Mariah stehen geblieben zu sein – egal, ob es nun bei ihrer Musik, ihrer Stimme, ihrem Stil oder auch ihrem Gesicht ist. Mit „Nothing is Impossible“ gibt es sogar eine epische Hymne ans Weitermachen und Weiterglauben, der sich wunderbar als Soundtrack für einen Disney-Film eignen würde. Wenn Whitney doch nur noch leben würde…

Wer von Mariah Carey eine Neuerfindung erwartet, unterschätzt die R&B-Diva phänomenal. Eine Mariah Carey biedert sich dem Zeitgeist nicht an.