Rund 50.000 Sterbefälle gibt es laut Bestatterverband jedes Jahr in Rheinland-Pfalz. Etwa 80 Prozent seien Feuerbestattungen. Jetzt kommen viele neue Arten dazu. Was sagen die Bestatter?

Tuch- oder Flussbestattung, Diamanten aus der Asche Verstorbener und die Urne im Wohnzimmer: Das neue rheinland-pfälzische Bestattungsgesetz gilt als das Liberalste in Deutschland. Was bedeutet das für die Bestatter? 

„Es wird viele bundesweite Premieren in Rheinland-Pfalz geben“, sagt der Geschäftsführer des Landesverbands der Bestatter, Christian Jäger. Grundsätzlich seien die Mitglieder positiv gestimmt, es gebe aber noch eine Reihe von Unschärfen und Unklarheiten, die die Landesregierung schnell mit einer Verordnung ausräumen müsse.

Die Voraussetzungen für die Flussbesatzung nennt er als Beispiel. Es fehlten Informationen zum Schiff, der Mannschaft und dem Kapitän. Bei Tuchbestattungen sei unklar, wer ins Grab steige, um den Toten entgegenzunehmen. Aus Sicht der Bestatter müsse dies ein Angehöriger sein. Und: „Was passiert mit Oberschenkelprothesen, wenn die Asche verstreut wird?“ 

Wichtig sei auch eine Antwort auf die Frage, was passiere, wenn eine Totenfürsorgeversorgung nicht ausgeführt werden könne, also etwa der vom Verstorbenen festgelegte Ort nicht mehr existiere, weil jemand die Wohnung gewechselt hat oder weggezogen ist. 

Bestatter: Die Leute denken, es wird billiger

„Das Hauptproblem ist: Die Leute denken, jetzt wird es billiger“, sagt Bestatter Jörg Wiedenmann aus Mainz. Manches werde vielleicht aber sogar teurer. Als Beispiel nennt er Tuchbestattungen. Sie erforderten eine ganz andere hygienische Versorgung als eine Beisetzung im verschlossenen Sarg. Ohnehin sei nicht klar, wie die Sargträger einen Menschen im Tuch zur Grabstätte tragen sollten. 

Viele Neuerungen im Gesetz seien mit den Ausführenden gar nicht besprochen worden, kritisiert Wiedenmann. Am härtesten treffe es die Kommunen, deren Friedhöfe seien schon jetzt im Defizit.

Für viele Neuerungen hat Wiedenmann aber auch Verständnis. „Das sich was ändert, ist ok“, sagt der Mainzer. „Der Rhein wird jetzt schon nachgefragt.“ Viele, die eine Wasserbestattung wollten, hätten zu dem Fluss eine ganz andere Beziehung als zur Nordsee, „auch wenn sie vielleicht 25 Mal in Amrum im Urlaub waren“. 

Es sei auch ein Bedarf da, die Urne eines Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen, sagt Weidenmann. Allerdings überlegten sich viele nicht, was damit passieren solle, wenn sie selbst zehn oder 20 Jahren später stürben. 

„Noch viele Fragen unbeantwortet“ 

Auch dem Trierer Bestatter Nico Schmidt vom Bestattungshaus Martin Loch stellen sich noch Fragen. Er geht von der größten Nachfrage bei der Neuerung aus, dass die Asche von Verstorbenen mit nach Hause genommen oder auf Privatgelände verstreut werden darf.

Offen sei, was mit zu Hause aufbewahrter Asche geschehen soll, wenn die Nachkommen gestorben sind. „Wird dann die Asche bei der Wohnungsräumung entsorgt? Heißt das, dass sterbliche Überreste dann auf der Mülldeponie landen?“, sagt er.

„Wir haben jetzt schon relativ viele Seebestattungen“

Für künftige Flussbestattungen stellten sich Schmidt dagegen eher weniger Fragen. „Wir haben jetzt schon relativ viele Seebestattungen, für die es spezialisierte Urnen aus gepresstem Salz gibt – und die passenden Aschekapseln dazu.“ Diese lösten sich im Wasser so schnell auf.

Aus einem Teil der Asche einen Diamanten zu fertigen: Das sei für ihn an sich nichts Neues, sagte der Trierer Bestatter. Bisher sei man den Umweg gegangen und habe die Asche in die Schweiz gebracht, wo es ein anderes Bestattungsgesetz gebe. Dort sei der Diamant dann gefertigt worden.

Die möglichen Beisetzungen zu Hause würden Folgen für die ganze Branche haben, sagte Schmidt, dessen Institut im Jahr rund 500 Beisetzungen hat. Bestatter lebten auch von Kosten der Betreuung auf dem Friedhof, Begleitung zum Sterbeamt und Dekoration auf dem Friedhof. Auch Steinmetze könnten Einnahmequellen wegbrechen und Friedhofsgärtner darunter leiden. 

„Viele möchten das gar nicht“

Bestatter Peter Krumm in Koblenz hat schon vor den neuen Regelungen ein paar Nachfragen zu anderen Bestattungsformen bekommen. „Den meisten geht es in erster Linie darum, dass sie die Urne mitnehmen können nach Hause“, sagt er. 

Den neuen Regelungen steht er noch etwas skeptisch gegenüber. „Jetzt müssen wir mal sehen, was da kommt.“ Gerade in seiner Region werde eher das Traditionelle bevorzugt. „Viele möchten das gar nicht. Viele können sich damit gar nicht anfreunden, die Urne mit nach Hause zu nehmen“, sagt er. 

Zur Flussbestattung könne es in der Stadt mit zwei Flüssen aber etwas mehr Nachfragen geben. Sein Bestattungshaus hat jährlich rund 200 Bestattungen. Mit den neuen Regeln sei er noch recht orientierungslos, sagt er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jetzt so zu Buche schlägt.“ Viele tendierten immer noch zur Bestattung auf Friedhöfen.