Ein erster, kleiner Schritt ist mit dem mühsamen Heimsieg gegen Nordirland gemacht. Weitere müssen im Oktober folgen. Die Schattenmänner liefern in Köln.
Erleichterung. Pure Erleichterung. In dieser Gefühlslage verließen Bundestrainer Julian Nagelsmann, die DFB-Oberen um Sportdirektor Rudi Völler und die Spieler um den gefeierten Tor-Joker Nadiem Amiri das Kölner Fußball-Stadion. Und mit einer zentralen Erkenntnis. „Wir haben viele Schritte noch zu gehen“, sagte Nagelsmann nach dem mühsamen 3:1 (1:1) gegen Nordirland.
Ein erster, kleiner Schritt war es zur direkten WM-Qualifikation als Erster der Gruppe A trotz des 0:2-Fehlstarts in der Slowakei. Aber Nagelsmanns neue Marschroute ist es, nicht mehr weit nach vorne zu schauen.
„Wir fahren gut damit, dass wir jetzt einfach auf das Momentum schauen und uns auf die Spiele konzentrieren. Ich finde es vermessen, nach Donnerstag (in Bratislava), wo alles in Schutt und Asche lag, jetzt, weil wir gewonnen haben, wieder alles himmelhochjauchzend zu machen“, meinte der 38-Jährige.
„Nur zu 50 Prozent zufriedenstellend“
Und das zu Recht. Der Heimsieg bedeutete pure Schadensbegrenzung, aber noch keinen Wendepunkt. Der Lehrgang sei mit drei Punkten aus zwei Spielen von den Ergebnissen her nur „zu 50 Prozent zufriedenstellend“ gewesen, resümierte Nagelsmann.
Im Oktober soll daheim gegen Luxemburg und auswärts in Nordirland eine 100-Prozent-Ausbeute – also sechs Punkte – folgen. „Wichtig ist einfach, dass wir jetzt jedes Spiel ziehen“, sagte der Leipziger David Raum. Das DFB-Team bleibt mit drei Punkten vorerst Verfolger der mit sechs Zählern gestarteten Slowaken.
Pfiffe zur Pause, Applaus am Ende
„Viele Erkenntnisse“ nahm der Bundestrainer mit aus seinem 25. Länderspiel, das viele der über 40.000 Fans zur Halbzeit mit lauten Pfiffen bedachten. Nach einer energiegeladenen letzten halben Stunde mit den Toren von Amiri und Florian Wirtz gab es dann doch noch lautstarken Applaus für die DFB-Kicker. „Die zehn Minuten vor dem 2:1 und die zehn Minuten danach waren supergut.“
Es war die Zeit, als der Mainzer Amiri und der Dortmunder Maximilian Beier als Einwechselspieler Schwung in der Offensive entfachten. Zusammen mit dem Stuttgarter Jamie Leweling, der „immer was probiert“ und die Mannschaft „mit seiner Lust mitgerissen“ habe. Matchwinner aber war der 28 Jahre alte Amiri, der mit seinem ersten Länderspieltor das so wichtige 2:1 erzielte.
Leweling reißt mit – Amiri liefert
„Nadiem ist immer auf dem Gaspedal, manchmal einen Tick zu viel. Er hat immer Lust, Spiele zu gewinnen. Er kam rein und hatte einfach Bock“, lobte Nagelsmann den Mainzer. Ohne verletzte Topspieler wie Jamal Musiala oder Kai Havertz müssen Schattenmänner wie Amiri das DFB-Team zur WM schießen.