Es könnte ein erster Hinweis auf ein Abflauen des Ehec-Ausbruchs in MV sein: Es wurden nur zwei neue Fälle gemeldet. Doch es gibt Sorge angesichts des Schulbeginns nach den Sommerferien.

Nach dem starken Anstieg am Vortag ist die Zahl der Ehec-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern am Freitag nur noch leicht gewachsen. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock mitteilte, kamen zwei neue Fälle hinzu. Eine erkrankte Person komme aus dem Landkreis Rostock, die zweite stamme aus Bayern.

Damit erhöhte sich die Anzahl der seit Beginn des Ehec-Ausbruchs Mitte August registrierten Erkrankungen auf nun insgesamt 45. Die meisten der Betroffenen seien inzwischen wieder gesund, teilte das Amt mit.

Bei zwölf Patienten, meist Kindern, löste die Infektion das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus, das zu Blutgerinnungsstörungen und Funktionsstörungen der Nieren führen kann. Neue Fälle dieses schweren Krankheitsverlaufs kamen am Freitag nicht hinzu. 15 Betroffene seien zuletzt noch stationär behandelt worden, vor allem Kinder mit HUS. 

Das Landesgesundheitsamt arbeitet nach eigenen Angaben weiterhin eng mit Ämtern anderer Bundesländer und dem Robert Koch Institut (RKI) zusammen, um die Infektionsquelle zu finden. Wie das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin mitteilte, ist die Ausbruchsursache weiterhin unklar. Aus bisherigen ausführlichen Befragungen von Erkrankten und deren Eltern hätten sich noch keine konkreten Hinweise ergeben, ob etwa ein Lebensmittel als Quelle infrage komme oder es andere Infektionsursachen gebe. Doch ist es nach Angaben des Landesgesundheitsamtes dem Nationalen Referenzzentrum in Wernigerode gelungen, den Ausbruchsstamm des Bakteriums zu identifizieren.

CDU-Politiker: Polizei soll bei Suche nach Infektionsquelle helfen  

CDU-Landtags-Fraktionschef Daniel Peters forderte die Einbindung der Landespolizei bei der Suche nach den Infektionsquellen. „Es geht hier um Ermittlungsarbeit, Spurensuche und die Auswertung von Indizien, all das gehört zum täglichen Handwerkszeug der Polizei. Das Nebeneinander unterschiedlicher Behörden hat bislang keine schnelle Aufklärung gebracht“, begründete der CDU-Politiker seine Forderung. Nach seiner Meinung hätte Innenminister Christian Pegel (SPD) längst die Initiative dazu ergreifen müssen. 

Peters erneuerte zudem seinen Vorschlag an die Landesregierung, einen Krisenstab einzurichten, was die Koordinierung über Ressortgrenzen hinweg erleichtere. „Wenn wir es mit einem Ausbruchsgeschehen dieser Dimension zu tun haben, dürfen Zuständigkeiten nicht zum Hindernis werden“, betonte er. Nach seiner Meinung birgt der bevorstehende Schulbeginn mit mehr Kontakten unter Kindern die Gefahr, dass sich die Infektionen weiter rasch ausbreiten. Noch konnten die Behörden die Ansteckungsquelle nicht finden. Ein Lebensmittel als Auslöser für den Ausbruch konnte nach Angaben des Landesgesundheitsamtes bislang nicht identifiziert werden.

Sondersitzung des Gesundheitsausschusses im Landtag

Als Reaktion auf den fortwährenden Ehec-Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern befasst sich der Gesundheitsausschuss des Landtags in einer Sondersitzung mit dem Infektionsgeschehen. Die Abgeordneten haben von der Landesregierung für den kommenden Donnerstag einen Lagebericht dazu angefordert. Die Initiative für die außerplanmäßige Sitzung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, war von der oppositionellen CDU ausgegangen. 

Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli – bestimmte krank machende Stämme eines Darmbakteriums, das vor allem bei Wiederkäuern vorkommt. Diese Mikroben produzieren sogenannte Shigatoxine – starke Zellgifte, die bei Menschen schwere Durchfallerkrankungen bis hin zu blutigen Durchfällen sowie HUS auslösen können. Kinder gelten als besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht vollständig ausgereift sind. Sie machen auch beim aktuellen Ausbruch den Großteil der Betroffenen aus.