Hamburg will sich erneut um die Ausrichtung Olympischer Spiele bewerben. Eine Projektgruppe soll die Voraussetzungen schaffen. Ihr neuer Leiter kennt sich mit Sportpolitik aus und ist zuversichtlich.
Der neue Leiter der Hamburger Olympia-Projektgruppe, Steffen Rülke, sieht die Hansestadt als aussichtsreichsten deutschen Bewerber für die Ausrichtung der Spiele. „Ich bin fest davon überzeugt: Hamburg kann Olympia“, sagte er bei seiner Vorstellung durch Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote im Rathaus.
Als früherer Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium habe er einen bundesweiten Überblick gewinnen können. Das Hamburger Konzept sei für ihn das klügste und professionellste, sagte Rülke.
Wie Hamburg wollen sich auch Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Ende Mai kommenden Jahres sollen die Hamburgerinnen und Hamburger darüber entscheiden. 2015 war ein Referendum für eine Bewerbung um die Ausrichtung der 2024er-Spiele in der Hansestadt gescheitert.
Rülke: Hamburgs Sportstrategie beispielgebend für Deutschland
Olympia sei für ihn ein „absolutes Leidenschaftsthema“ und weit mehr als „nur eine Sportveranstaltung“, sagte Rülke. Es gebe keine andere Veranstaltung, bei der so viele Menschen aus aller Welt zusammenkommen. „Welche Stadt wäre dafür besser geeignet als das weltoffene und liberale Hamburg?“, fragte er.
Hamburg habe sich mit der „Active City Strategie“ nach dem 2015 gescheiterten Referendum dem Sport verschrieben. Mit hohen Investitionen und Wachstumsraten in den Vereinen sei die Hamburger Strategie „exzellent und beispielgebend für ganz Deutschland“, sagte Rülke. Die Olympiabewerbung sei deshalb nur folgerichtig.
Grote: Olympiabewerbung ist zusätzlicher Antrieb für Sportstrategie
Der Senat habe sich „in den Trümmern des gescheiterten Referendums entschieden, Sport gerade jetzt zu einem ganz entscheidenden Baustein der Zukunftsstrategie unserer Stadt zu machen“, sagte Grote. Allein seit 2020 seien rund 426 Millionen Euro in die Sportinfrastruktur investiert worden. Die Sportvereine verzeichneten Höchststände bei den Mitgliederzahlen.
Deshalb habe man jetzt, zehn Jahre später, eine ganz andere Grundlage für eine erneute Bewerbung, die auf dieser Strategie aufbaue, sagte Grote. „Sie ist ein zusätzlicher Antrieb. Sie gibt uns zusätzliche Kraft, das zu tun, was wir für Sport und Bewegung in Hamburg ohnehin tun wollen.“
Der Senator verwies auch auf die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft. „Der Sport stellt den Zusammenhalt, die Gemeinschaft, den Teamgeist in den Vordergrund, baut auf Respekt, auf Toleranz, auf Fairness auf.“ Damit sei der Sport gewissermaßen ein „Gegengift“ gegen Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit.
CDU-Opposition nennt Konzept nicht überzeugend
CDU-Fraktionschef Dennis Thering mahnte beim rot-grünen Senat mehr Engagement für die erneute Bewerbung an. „Olympische und Paralympische Spiele können ein echter Meilenstein für unsere Stadt werden und die Grundlage für zukünftigen Wohlstand schaffen“, sagte er.
Eine erfolgreiche Bewerbung würde Hamburg „auf die weltweite Bühne heben, Investitionen freisetzen und Chancen für eine positive Stadtentwicklung bieten“. Bisher seien die Pläne des Senats aber nicht in jedem Punkt überzeugend, sagte Thering. „An einem schlüssigen Gesamtkonzept mangelt es noch völlig.“
Um diesmal mit dem Referendum erfolgreich zu sein, müsse das Olympia-Konzept langfristige und nachhaltige Vorteile für die Stadt liefern. „Die Planung muss daher solide sein, die Finanzierung transparent und die Bevölkerung aktiv in den Prozess eingebunden werden“, sagte Thering. „Die Hamburgerinnen und Hamburger müssen klare Fakten und vor allem den Mehrwert einer Olympiabewerbung für unsere Stadt erkennen.“
BUND lehnt Olympiabewerbung ab
„Eine „Active City“, das sind wir auch ohne Olympia“, konstatierte die Hamburger BUND-Landesvorsitzende Sabine Sommer. Die Umweltorganisation lehnt eine Bewerbung ab. Bei der Austragung der Spiele blieben immer die Belastungen durch hohe Besucherzahlen, Verkehr und Flächenverbrauch.
„Olympische Spiele überschreiten ihre Budgets regelmäßig um 200 bis 300 Prozent“, sagte Sommer. „Alle Olympia-Austragungsorte behaupten jedes Mal, besonders umweltfreundlich zu sein – doch die Realität war in der Vergangenheit immer ernüchternd.“