Am Freitag will sich Tübingens OB Boris Palmer auf einer Bühne mit dem AfD-Landeschef streiten. Was er damit erreichen will – und warum er findet, dass er dasselbe Ziel wie die Gegendemonstranten hat.

Bei dem geplanten Streitgespräch mit AfD-Landeschef Markus Frohnmaier will Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) die argumentativen Schwächen der AfD aufzeigen. Wenn man das AfD-Parteiprogramm lese, könne man feststellen, dass die Partei bei vielen Themen komplett inkompetent sei und bei vielen Themen Forderungen stelle, die den Wählern der AfD schadeten, sagte Palmer vor der am Freitag in Tübingen geplanten Debatte. 

Zu dem Streitgespräch hatte sich Palmer im Zuge der Absage einer AfD-Demonstration Mitte Juli bereiterklärt. Die AfD hatte eine Demonstration in der Tübinger Innenstadt geplant, Einzelhändler hatten dadurch Umsatzverluste befürchtet und sich an Palmer gewandt, ob die Demo verlegt werden könne. Die AfD hatte daraufhin angeboten, auf die Demo zu verzichten, wenn Palmer öffentlich mit AfD-Abgeordneten diskutiere.

Frohnmaier reagierte umgehend auf den Vorwurf des Tübinger Rathauschefs: „Boris Palmer hat den größten Teil seines politischen Lebens bei den Grünen verbracht – jener Partei, die neben der CDU die Hauptverantwortung für den heutigen Zustand unseres Landes trägt“, sagte Frohnmaier. „Wer selbst jahrzehntelang Teil dieses Politikversagens war, sollte bei Urteilen über Kompetenz etwas mehr Demut zeigen“, erklärte der AfD-Landeschef. 

Streitgespräch in Universitätsstadt umstritten 

Die Veranstaltung kommt nicht bei allen in Tübingen gut an. Kritiker werfen Palmer vor, der AfD unnötig eine Bühne zu bereiten. Gleich mehrere Demonstrationsaufrufe gibt es für den Abend. Rund 1500 Menschen haben sich nach Angaben der Stadtverwaltung angemeldet. Man rechne aber mit deutlich mehr.

Palmer hält dagegen die Nichtbeachtung der Partei für gescheitert. Er selbst verfolge die Strategie, die Themen der AfD selbst anzusprechen und zu bearbeiten. „Das Ergebnis bei den Tübinger Wahlen lässt nicht den Schluss zu, dass diese Strategie schadet“, sagte Palmer. Er verfolge mit der Debatte das gleiche Ziel wie die Demonstranten: Er wolle Rechtsextremisten und Verfassungsfeinden den Boden entziehen.