Drei Menschen aus verschiedenen Ländern erhielten die hohe Auszeichnung für ihren besonderen Einsatz. Doch einer von ihnen konnte die Medaille selbst nicht entgegennehmen.

Weil sie Kultur und Sprache zum Brückenbauen in der Gesellschaft nutzen, sind drei Persönlichkeiten in Weimar mit der bedeutenden Goethe-Medaille geehrt worden. Der wichtigste Preis der auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands ging an den inhaftierten türkischen Kulturförderer Osman Kavala, die Sprachwissenschaftlerin Li Yuan aus China und den Autoren David Van Reybrouck aus Belgien.

Das Wirken der Ausgezeichneten mache eine besondere gesellschaftliche Verantwortung deutlich, sagte die Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost. „Sie zeigen Haltung – was besonders angesichts der geopolitischen Herausforderungen und gesellschaftlichen Umbrüche immer wichtiger wird“, so Joost. Die Geehrten seien damit Partner und Freunde Deutschlands, vernetzen Kulturszenen und bauen Brücken zwischen Ländern und ihren Gesellschaften. 

Kavala zahlt hohen Preis für Engagement“

Als Kulturförderer engagiere sich Kavala für die Öffnung der türkischen Kulturszene auch mit Blick auf Minderheiten – und bezahle dafür mit seiner Inhaftierung einen hohen Preis, so Joost.

Kavala hat nach Angaben des Goethe-Instituts 2002 eine Organisation zur Stärkung von Menschenrechten, Kunst und Kultur in Istanbul gegründet. Der 67-Jährige sitzt seit 2017 im Gefängnis. 2022 wurde er in einem international scharf kritisierten Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sprach ihn des Umsturzversuches im Zusammenhang mit den Gezi-Protesten schuldig, die 2013 als Protest gegen ein lokales Bauprojekt in Istanbul begannen und sich zu landesweiten Protesten gegen die Regierung ausweiteten.

In Weimar nahm seine Ehefrau stellvertretend die Auszeichnung für ihn entgegen und verlas auch seine Dankesrede.

Deutsch-Expertin in China und Aufarbeitung von Kolonialgeschichte

Als Germanistin und Expertin für Deutsch als Fremdsprache baue Li Yuan Brücken zwischen Deutschland und China und unterstütze die Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen, so Joost. David Van Reybrouck setze sich in seinem Werk mit der kolonialen Vergangenheit auseinander und werbe für eine Erneuerung der Demokratie.

Das Goethe-Institut verleiht die Medaille seit 1955. Sie wird traditionell am 28. August in Weimar verliehen, der Geburtstag des berühmten Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Die Geehrten werden von einer Kommission gekürt. Zu den bisherigen Ordensträgern zählen etwa der Dirigent Daniel Barenboim und der britische Autor Ian McEwan.