Viele Leitungspositionen an Thüringer Schulen sind unbesetzt. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Gewerkschaft GEW zeigt nun, dass die Schulleiter sich selbst als stark belastet sehen.

Viele Schulleiterinnen und Schulleiter in Thüringen fühlen sich nach einer aktuellen Studie stärker belastet als andere Berufsgruppen. So hätten diese etwa häufiger als andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst den Eindruck, krank zur Arbeit zu gehen. Das sagte Nicola Häberle von der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften bei der Vorstellung der Ergebnisse in Erfurt. 

Auch hätten sie größere Probleme als andere Mitarbeiter in der Verwaltung, von der Arbeit abzuschalten. Die Antworten der Schulleiterinnen und Schulleiter auf die entsprechenden Fragen seien „auffällig“, sagte Häberle. Das zeige sich auch darin, dass mehr dieser Pädagogen den Eindruck hätten, sie würden Burnout-Symptome zeigen. Sie könnten nur selten Pausen machen, und ihre Unterrichtsvorbereitung leide in vielen Fällen. 

Alarmierende Selbsteinschätzungen

Die Studie ist im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) entstanden. Nach Angaben von Häberle basiert der Thüringer Teil der Erhebung auf den Angaben von etwa 300 Befragten, die in Schulleitungen des Freistaates arbeiten. Zu verschiedenen Standardfragen haben sie dabei ihre eigene Arbeitsbelastung eingeschätzt. Ihre Antworten sind dann mit den Angaben von Beschäftigten aus anderen Berufsgruppen verglichen worden. Häberle sagte, bei diesem Studiendesign gehe es immer um die Selbsteinschätzung der Befragten, nicht etwa um objektivierbare Daten beispielsweise zu Krankschreibungen. 

Aus Sicht der Thüringer Landesvorsitzenden der Bildungsgewerkschaft GEW, Kathrin Vitzthum, ist die Studie ein weiterer Beleg dafür, dass die Schulleitungen dringend entlastet werden müssen – auch, um die entsprechenden Jobs attraktiver für Lehrer zu machen. Viele Schulleitungspositionen seien in Thüringen nicht besetzt.

Ruf nach Pilotprojekt

Vitzthum pochte auf die Einführung einer Arbeitszeiterfassung für Lehrerkräfte. Diese könne dazu beitragen, dass die Pädagogen auch ihre Pausen machten. Zwar gebe es bereits entsprechende Pläne bei der Kultusministerkonferenz (KMK). Doch noch immer sei unklar, wann diese umgesetzt würden. Vitzthum zeigte sich deshalb offen für einen Thüringer Sonderweg: „Wenn man sich anschaut, wie lange es in der KMK dauert, bis sich 16 Bundesländer einigen, kann Thüringen mutig sein und ein Pilotprojekt machen.“ 

Außerdem müssten sich das Bildungsministerium und die verschiedenen Schulträger im Freistaat besser beispielsweise dazu abstimmen, mit welchen technischen Gerätschaften sie ausgestattet sein müssten. Derzeit seien Schulleitungen stark damit belastet, in derartigen und anderen Fragen sowohl mit den Schulträgern als auch dem Ministerium zu kommunizieren, was zu vielen zusätzlichen Abstimmungsschleifen führe. 

Nach einem Bericht des Redaktionsnetzwerkes Deutschland von Anfang August waren im Freistaat 8,8 Prozent der Stellen für Schulleiterinnen und Schulleiter offen. Das ist ein Anteil, der so hoch war wie sonst nirgends in Deutschland. Der Bericht hatte sich auf die Angaben der einzelnen Bundesländer bezogen, wobei es allerdings mehrfach hieß, die Angaben bezögen sich immer auf bestimmte Stichtage und seien damit eine Momentaufnahme.