Mehr Hitze, weniger Grundwasser, dazu häufiger Starkregen: Niedersachsen steht vor Herausforderungen beim Umgang mit Wasser. Ein Masterplan soll helfen.

Trockener Rasen im Sommer, überflutete Straßen im Winter: Der Klimawandel bringt Niedersachsens Wasserhaushalt durcheinander. Mal fehlt das Wasser, mal kommt es im Überfluss. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat deshalb den Entwurf eines „Masterplans Wasser“ vorgestellt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Warum macht Niedersachsen jetzt so einen Plan?

Nach Angaben des Umweltministeriums ist es in Niedersachsen seit 1881 um 2,4 Grad wärmer geworden. Pro Grad Erwärmung steige die Verdunstung um 7 bis 8 Prozent, zugleich nehme der Wasserverbrauch bis zu einem Drittel zu. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser, Hitze und Dürre nähmen zu.

Was genau ist der Masterplan – und was ist er nicht?

Es handelt sich nicht um ein Gesetz, sondern um ein Strategie- und Maßnahmenpapier. Der Entwurf bündelt 85 Maßnahmen, 62 davon werden nach Ministeriumsangaben bereits umgesetzt. Er soll Land, Kommunen und Verbände dabei unterstützen, regionale Konzepte umzusetzen – von Mengenmanagement und Renaturierung über Wasserspeicherung bis Starkregenvorsorge. Meyer bezeichnete den Plan als „Living Document“, ein fortschreibbares Arbeitsdokument.

Welche Schwerpunkte setzt der Plan?

Der Entwurf fasst die Arbeit in drei Handlungsfeldern zusammen:

Nachhaltiges Wassermanagement:Ziel: Wasservorkommen vorausschauend und sparsam nutzen (etwa regionale Mengenbewirtschaftung, Wassersparen, Wiederverwendung von Abwasser)Schutz vor Wasser:Hochwasser-, Starkregen- und Küstenschutz; mehr Wasserrückhalt in der Fläche; Gewässerrenaturierung und Auenentwicklung als Ergänzung zum technischen SchutzSchadstoffe reduzieren:Bessere Wasserqualität, unter anderem durch zusätzliche Reinigungsstufen auf Kläranlagen (Spurenstoffe), gestärkten Trinkwasserschutz und Monitoring

Beispiel: Ab 2026 sollen Gemeinden und Samtgemeinden ein „Entsiegelungskataster“ nutzen können. Mithilfe von Geodaten und künstlicher Intelligenz zeigt es, wo Asphalt oder Beton entfernt werden kann, damit Regenwasser im Boden versickert und Grundwasser neu entsteht.

Wie viel Geld ist vorgesehen?

Nach Ministeriumsangaben sind aktuell geplant:

35 Millionen Euro für Wasserrückhalt,254 Millionen Euro Aufstockung für Hochwasser- und Küstenschutz,100 Millionen Euro Investitionsprogramm für Masterplan-Maßnahmen,100 Millionen Euro für die Landwirtschaft (Speicherbecken, wassersparende Infrastruktur)

In Summe knapp eine halbe Milliarde Euro. Meyer stellte zudem in Aussicht, dass der Küstenschutz langfristig Milliarden erfordern dürfte.

Ist die Wasserversorgung aktuell gefährdet?

Derzeit sei die Versorgung gesichert, betonte Meyer. Der Masterplan soll sicherstellen, dass auch in Zukunft jederzeit ausreichend Wasser für Menschen, Landwirtschaft und Natur verfügbar ist. Dazu seien viele Maßnahmen nötig, um den Wasserkreislauf nachhaltig zu schließen und Niedersachsen an die Klima– und Wasserkrise anzupassen.

Der Minister machte deutlich, dass das Land Vorsorge treffen will; über Kontingentierungen wurde nicht entschieden.

Wer war beteiligt und wie geht es weiter?

Der Entwurf wurde nach sieben Fachgesprächen mit Kommunen, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Industrie und Naturschutzverbänden erarbeitet. Verbände können bis Ende September weitere Anregungen einbringen.

Gab es nicht schon 2024 eine Vorstellung?

Ja. Im Juni 2024 hatte Meyer den Masterplan erstmals angekündigt und dabei die Ziele skizziert. Damals warnte er, Wasserknappheit könne künftig auch Niedersachsen treffen. Der jetzt vorliegende Entwurf bündelt diese Überlegungen und konkretisiert sie in einem Maßnahmenpaket.

Welche politischen Reaktionen gibt es?

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen begrüßten den Entwurf. SPD-Umweltpolitiker Gerd Hujahn sprach von einer „existentiellen Grundlage für unseren Wasserkreislauf“. Die Grünen-Abgeordnete Britta Kellermann nannte den Masterplan „eine von vielen wichtigen Antworten auf die Klimakrise“ und mahnte eine konsequente Umsetzung an.

Kritische Stimmen kamen bereits im vergangenen Jahr: Die CDU hatte die vorgesehenen Mittel für unzureichend gehalten und auf hohe Schäden etwa beim Weihnachtshochwasser 2023 verwiesen. Das Landvolk betonte, eine vorausschauende Strategie sei unabdingbar, warnte aber zugleich, die Landwirtschaft dürfe nicht nur zusätzliche Lasten tragen.