Tularämie, auch Hasenpest genannt, tritt vor allem bei Hasen auf. In seltenen Fällen stecken sich Menschen bei den Tieren an – wie zuletzt auch in Berlin. Wie Experten die Fälle einordnen.

Nach Berichten über Hasenpest-Infektionen (Tularämie) bei vier Personen in Berlin besteht nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales kein Grund zur Aufregung: „Die Menschen in Berlin müssen sich keine Sorgen machen“, teilte eine Sprecherin mit. Es handle sich immer noch um eine sehr seltene Zoonose. 

Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Eine Person in Berlin wurde in einem Krankenhaus behandelt, ist den Kenntnissen des Lageso zufolge inzwischen aber wieder entlassen.

Tularämie ist eine Krankheit, die verschiedene Kleinsäuger wie zum Beispiel Hasen, Kaninchen und Mäuse betrifft. Menschen können sich zum Beispiel anstecken, wenn sie mit infizierten Tiere oder infiziertem Wasser in Kontakt kommen. Die meisten Infektionen stehen nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) im Zusammenhang mit infizierten Feldhasen.

Zecken können Krankheit übertragen

Da der Erreger auch über Bremsen, Mücken und Zecken übertragen werde, sei es möglich, dass die aktuellen Fälle in Berlin auf eine vermehrte Zeckenaktivität zurückzuführen sei, sagte die Lageo-Sprecherin. Das sei aber nur eine Vermutung. Bei einer der infizierten Person in Berlin wurde dieser Übertragungsweg nachgewiesen. „Wir beobachten derzeit ja auch besonders viele Borreliose-Fälle, die ebenfalls über Zecken übertragen werden.“ 

2024 und 2023 wurden in Berlin jeweils drei Hasenpest-Fälle bei Menschen gemeldet, 2022 war es ein Fall und 2021 zwei. Davor gab es zwei Jahre keine gemeldeten Fälle. Grundsätzlich geht das Lageso davon aus, dass die tatsächliche Fallzahl höher liegt. 

Todesfälle bei Menschen sehr selten

Symptome können unter anderem Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- oder Gliederschmerzen sein. Gelegentlich entwickeln Infizierte eine Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung. Lungenentzündungen sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) eher selten. Bei Infektionen mit dem in Europa auftretenden Subtyp holarctica kommt es oft zu Spontanheilungen, wie das RKI informiert. Todesfälle sind demnach, auch ohne Behandlung, sehr selten. 

In Berlin ist dem Lageso seit 2015 nur ein Todesfall im Zusammenhang mit Tularämie übermittelt worden, erklärte die Lageso-Sprecherin. Es sei auch nicht klar, inwieweit die Infektion ursächlich zum Tod beigetragen habe, da die Person älter als 75 Jahren war und an schwerwiegenden Grunderkrankungen gelitten habe.

Hasen überleben Infektion meistens nicht 

Bei Hasen endet die Krankheit oft tödlich. Dieses Jahr wurden dem FLI bislang keine infizierten Tiere aus Berlin gemeldet. Es ist aber von einer Dunkelziffer auszugehen, sagte ein FLI-Experte. 

Bei Verdacht auf Tularämie würden tote Hasen von Jägern zur Untersuchung an die Landesuntersuchungsämter geschickt. Er könne sich aber vorstellen, dass kranke oder tote Tiere schnell von anderen Tieren gefressen werden, bevor ein Jäger sie zu sehen bekomme.