Volle Bäume, süße Früchte, gute Aussichten: In Hessen erwartet die Branche eine starke Apfelernte. Doch die Keltereien haben auch Sorgen.

Kurz vor der Apfelernte in Hessen rechnen die Obstbauern und Keltereien mit guten Erträgen. „Es hat genug geregnet. Die Bäume hängen voll“, sagte Madeleine Ball, Sprecherin des Verbands der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien. Jetzt hoffe man, dass die Sonne noch etwas herauskommt, damit die Äpfel „auf den letzten Metern“ noch etwas süßer werden. Die eigentliche Apfelernte beginnt traditionell im September, durch den Klimawandel würde nun bereits oft ab Mitte August begonnen werden. 

Ein Problem für viele Keltereien aber sei es, an die Äpfel zu kommen. Nach Angaben des Verbands gibt es immer weniger klassische große Apfelbauern in Hessen. Der Großteil der Früchte kommt von Streuobstwiesen, die Privatpersonen zu den Keltereien bringen müssen, sagte der Kelter Alexander Nöll. „Wir brauchen die Äpfel und sorgen uns um den Nachschub.“

Ball ergänzte: „Oftmals sind das vererbte Wiesen, die im Privatbesitz sind und die halt tatsächlich brach liegen“, sagte Ball. Bisweilen gehe die Kultur der Apfelernte verloren oder werde vernachlässigt. 

Wetter spielte oft mit – Schäden durch Hagel

Äpfel sind in Hessen das mit Abstand am häufigsten angebaute Baumobst, teilte der hessische Bauernverband auf Anfrage mit. Die Äpfel aus Streuobstwiesen würden meist als Kelteräpfel genutzt. „Für die Apfelweinproduktion sieht es dieses Jahr besser aus als letztes Jahr, wo Frostschäden insbesondere in den Streuobstwiesen für Ausfälle sorgten“, hieß es.

Dieses Jahr seien die meisten Apfelbäume in Hessen von Frostschäden in der Blüte verschont geblieben. Problematisch waren demnach allerdings die Extremwetterlagen: Hagel und Wind haben in einigen Apfelplantagen und auch bei anderen Obst- und Gemüsesorten Teile der Erträge vernichtet. „Wo kein Hagel aufgetreten ist, sehen die Äpfel im Großen und Ganzen gut aus“, sagte eine Sprecherin. 

Auch abseits der Witterung haben Obstbauern mit Problemen zu kämpfen. Viele Betriebe stelle der Mindestlohn vor große Herausforderungen. „Hier suchen die Betriebe nach Lösungsansätzen, um den Anbau und damit auch die Arbeitsplätze erhalten zu können.“

Apfelweinfest in Frankfurt

Für das hessische Nationalgetränk, den Apfelwein, sieht es nach Angaben der Verbände gut aus. Bevor die neue Produktion in den Keltereien beginnt, steht in Frankfurt kurz vor der Apfelernte die 13. Ausgabe des Apfelweinfests an. Von Freitagabend bis zum 17. August können Besucher auf dem Roßmarkt in der Innenstadt das „flüssige Gold“ verschiedener Keltereien probieren.