Am Samstag ziehen hunderttausende Menschen für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen durch Hamburg. Die Demo lässt diesmal allerdings eine bestimmte Straße aus.

Um ein sichtbares Zeichen für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen zu setzen, werden am Samstag Tausende Menschen in Hamburg auf die Straße gehen. Rund 250.000 Teilnehmende und Zuschauende werden zur großen Demo zum Christopher Street Day am Mittag in den Stadtteilen Hohenfelde und St. Georg erwartet, wie die Polizei mitteilte. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Wir sind hier, um zu bleiben. Queere Menschen schützen.“ Den CSD gibt es in Hamburg seit 45 Jahren. 

Neue Strecke für mehr Sicherheit

Anders als sonst ziehen die Trucks, Busse, Wagen und Fußgruppen in diesem Jahr nicht durch die Lange Reihe, die viele Jahre als Herzstück der Demo galt. Aus Sicherheitsgründen habe die Route geändert werden müssen, weil die Straße für so viele Menschen schlicht nicht ausgelegt ist, wie der Veranstalterverein Hamburg Pride mitteilte. In den vergangenen Jahren hatte das unter anderem dazu geführt, dass die Ordnerinnen und Ordner Mühe hatten, für den notwendigen Sicherheitsabstand zwischen den Teilnehmenden und den Trucks und Bussen zu sorgen. Auch Sanitäter kamen schwer durch die dicht gedrängt stehenden Menschen.

Doch die neue Strecke liegt nur wenige hundert Meter von der Langen Reihe entfernt und führt von der Lübecker Straße über den Steindamm, die Adenauerallee, die Steinstraße bis fast zum Rathaus und über die Mönckebergstraße und die Lombardsbrücke bis zum neuen Jungfernstieg an der Binnenalster. 

Die Polizei riet aufgrund zahlreicher Straßensperrungen rund um den CSD zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Zug sowie U- und S-Bahnen anzureisen. Alle anderen sollten den Bereich um die Hamburger Innenstadt möglichst weiträumig umfahren. 

Inklusives CSD-Radio für Blinde und Sehbehinderte

Blinde und sehbehinderte Menschen können übrigens über das CSD-Radio Hamburg Live-Beschreibungen der politischen Veranstaltung verfolgen. Der Sender ist im Internet abrufbar und damit von überall aus zu hören.

Die Pride Week in Hamburg war am Freitag vor einer Woche auch mit dem Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus gestartet. Die Woche sei ein Fest der Vielfalt und Toleranz – „kein Zirkus, sondern eine ernste politische Botschaft gegen Anfeindungen und Diskriminierung“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) dabei mit Blick auf entsprechende Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

In Berlin hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner entschieden, die Regenbogenflagge als Symbol der queeren Community aus Neutralitätsgründen nicht mehr während des CSD in der Hauptstadt am Reichstag hissen zu lassen. Merz hatte sich hinter die Entscheidung gestellt und gesagt: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, auf das man beliebig Fahnen hisse.

Auch andere Hamburger Parteien und Verbände stellten sich im Rahmen der Pride Week an die Seite der queeren Community. So rief die Diakonie als Teil der Nordkirche dazu auf, Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten. „Respekt, Anerkennung und Liebe sind die Grundlage für ein friedliches Miteinander in unserer Stadt“, sagte Landespastorin Annika Woydack. Das sei in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen wichtiger denn je.

Hintergrund zum CSD

Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Die Bewegung geht auf Ereignisse im Juni 1969 zurück. Nach einer Razzia der Polizei in der Szenebar „Stonewall Inn“ kam es damals zum Aufstand von Schwulen und Lesben. Hauptschauplatz von Straßenschlachten war die Christopher Street im Künstler-Viertel Greenwich Village in New York City.