Dicke Luft am Mecklenburgischen Staatstheater: Sechs Schauspieler müssen zum Ende der nächsten Spielzeit gehen. Ein normaler Vorgang?

Die Nichtverlängerung der Verträge von sechs Schauspielerinnen und Schauspielern am Mecklenburgischen Staatstheater sorgt für Wirbel in Schwerin. Hintergrund ist nach Aussage einer Theatersprecherin die geplante künstlerische Neuausrichtung der Schauspielsparte ab der Spielzeit 2026/2027. 

Dann soll Joanna Lewicka neue künstlerische Leiterin des Schauspiels werden. Bei Wechseln der Intendanz oder der jeweiligen Spartenleitung sei es nicht unüblich, Nichtverlängerungen auszusprechen, um künstlerisch neue Schwerpunkte setzen zu können, erläuterte die Theatersprecherin. Die Verträge der sechs Betroffenen laufen demnach bis zum Ende der Spielzeit 2025/2026.

Kritik von Milan Peschel

Kritik kommt von dem prominenten Schauspieler und Regisseur Milan Peschel, der mehrfach in Schwerin inszeniert hat. Der NDR zitiert ihn mit den Worten: „Für mich ist das ein Kahlschlag, der da passiert. Das fühlt sich an wie eine Säuberung; als ob jetzt alle, die mit der noch amtierenden Schauspieldirektorin Nina Steinhilber verbunden sind, gehen müssen.“

Das Internetportal nachtkritik.de veröffentlichte einen Brief unter anderem von Peschel, in dem ebenfalls der Vorwurf eines Kahlschlags erhoben wird. Darin ist zudem die Rede von 3 der 16 Stellen im Schauspielensemble, die zur kommenden Spielzeit nicht nachbesetzt werden sollen.

Der Theatersprecherin zufolge werden diese drei Stellen durch zwei Praktikanten von der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie mit einem Gast kompensiert. Diese „wirtschaftlich sinnvolle Lösung“ sei mit der Schauspielleitung gemeinsam gefunden worden, erklärte sie. Wegen Sanierungsarbeiten im Großen Haus in Schwerin wird das Staatstheater in Schwerin seine Vorstellungen in der kommenden Spielzeit in einem Theaterzelt geben.

Kurzfristige Verträge am Theater üblich

Verträge am Theater – mit Ausnahme des Orchesters – werden der Sprecherin zufolge üblicherweise jeweils für eine Spielzeit geschlossen und können von beiden Seiten unter Berücksichtigung bestimmter Fristen nicht verlängert werden. Erfolge keine Nichtverlängerung, verlängere sich der Vertrag automatisch um eine Spielzeit. 

Die sechs zur Spielzeit 2026/2027 frei werdenden Stellen sollen nicht eingespart, sondern nachbesetzt werden, sofern es die wirtschaftliche Lage des Hauses erlaube. „Die künftige wirtschaftliche Lage ist abhängig vom Erfolg der Verhandlungen zum Doppelhaushalt des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2026/2027, bei dem das Mecklenburgische Staatstheater erhebliche Steigerungen der Zuschüsse begründet und gefordert hat.“ Das Mecklenburgische Staatstheater befinde sich seit vielen Monaten in einer „wirtschaftlich äußerst angespannten Lage“. Träger des Staatstheaters ist das Land MV.