Der FC Barcelona degradiert Marc-André ter Stegen zur Nummer drei, am Teamtraining nimmt der Keeper auch nicht mehr teil. Das hat ein Spieler seines Kalibers nicht verdient.
Der Profifußball ist ein brutales Geschäft. Es gilt das Leistungsprinzip – auf und abseits des Platzes. Damit müssen Spieler, Trainer und Funktionäre leben. Marc-André ter Stegen bekommt das beim FC Barcelona derzeit mit voller Härte zu spüren. Laut diverser Medienberichte hat Trainer Hansi Flick dem Nationaltorhüter mitgeteilt, dass er für die kommende Saison beim spanischen Meister nicht gesetzt ist. Die Torhüter-Konkurrenten Joan García und Wojciech Szczęsny stehen demnach vor ihm.
Barça plant also offenbar sportlich nicht mehr mit dem 33-Jährigen, der im April nach einer schweren Knieverletzung in den Kader zurückgekehrt ist. Daran ist erst mal nichts auszusetzen, so läuft es eben auf höchstem Niveau. Entscheidend ist jedoch die Art und Weise, wie der Verein mit ter Stegen umgeht.
Ter Stegen: vom Pechvogel zum geprügelten Hund
Ter Stegen nimmt seit Kurzem nicht einmal mehr am Teamtraining teil, sondern absolviert individuelle Einheiten. Als Grund dafür nennt der FC Barcelona Rückenprobleme des Keepers. Verschiedene Medien zweifeln das an: Barça soll ter Stegen aussortiert haben und will ihn nun zu einem Wechsel bewegen, heißt es. Dabei läuft sein Vertrag noch bis 2028.
Das hat ter Stegen nicht verdient. Er war immer geduldig und treu – sowohl beim DFB als auch beim FC Barcelona. Doch das Glück war ihm oft nicht hold: Im August 2024 hatte Manuel Neuer, sein jahrelanger Kontrahent im deutschen Tor, seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet. Endlich war der Weg frei für ter Stegen, der bis dato brav die Nummer zwei im DFB-Team gab. Prompt folgte der Schock: Nur einen Monat nach Neuers Verkündung erlitt ter Stegen einen Riss der Patellasehne und fiel lange aus. Kurz vor seinem Comeback wurde auch noch ein persönlicher Rückschlag öffentlich: die Trennung von Ehefrau Daniela.
Während ter Stegens Abwesenheit merkte der FC Barcelona, dass es auch ohne ihn läuft. Szczęsny hütete im Saisonendspurt das Tor, Barça wurde Meister. Jetzt will der von Schulden geplagte Klub den Topverdiener ter Stegen offenbar von der Gehaltsliste streichen. Frei nach dem Motto: Weg mit dem! Das ist eines Spielers seines Kalibers unwürdig.
Ähnlicher Umgang mit Gündoğan
Eine ähnliche Erfahrung machte der ehemalige DFB-Kapitän İlkay Gündoğan bei Barça. Er kehrte im letzten Sommer nach nur einem Jahr in Barcelona zu Manchester City zurück und begründete diesen Schritt selbst mit anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten der Katalanen. Medienberichten zufolge hatte die Vereinsführung Druck auf den Mittelfeldspieler ausgeübt, damit er den Verein verlässt. Nun könnte ter Stegen das gleiche Schicksal ereilen.
Kein Spieler steht über dem Verein, schon klar. „Mes que un club“ – „mehr als ein Klub“ – lautet der Slogan des FC Barcelona. Ein Verein, der das von sich behauptet, sollte echte Größe beweisen und seine Spieler mehr respektieren – vor allem gestandene Profis wie ter Stegen. Der Deutsche absolvierte mehr als 400 Pflichtspiele für Barça, holte 19 Titel mit dem Verein und ist Kapitän der Mannschaft. Das ist also der Dank dafür.
Wenn ein Spieler wie ter Stegen am Ende nur noch als Belastung für die Kasse gesehen wird, stellt sich die Frage: Wer will überhaupt noch Vereinslegende werden? In der verkommenen Branche des Profifußballs sehnt man sich nach „echten Typen“, die im besten Fall ihr Leben lang für einen Verein spielen. Fans kritisieren Spieler, die sich nicht mit ihrem Klub identifizieren. „Judas“, „Verräter“, heißt es dann. Wer aber kann den Profis ihre Untreue verdenken, wenn Vereine mit ihnen umgehen wie Barça nun mit ter Stegen?