Seit einigen Wochen verhandeln die Gewerkschaft und das Stahl-Management über die Art und Weise der geplanten Restrukturierung. Für die IG Metall gehen Forderungen des Unternehmens zu weit.
In den Tarifverhandlungen über die Neuaufstellung der Thyssenkrupp-Stahlsparte hat die IG Metall dem Unternehmen vorgeworfen, übermäßige Einschnitte in tarifliche Vereinbarungen zu verlangen. Das Management habe eine „Giftliste“ vorgelegt. Diese sehe die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld und eine Nullrunde bei den nächsten Tarifverhandlungen vor. Die wöchentliche Arbeitszeit solle von 34 auf 33 Stunden verringert werden – ohne Lohnausgleich.
„Eigene Zukunftspläne gibt es nicht. Das, was dem Vorstand wichtig ist, sind erst mal harte, finanzielle Einschnitte bei den Beschäftigten“, heißt es in einem Flugblatt der Gewerkschaft. Sie warf dem Unternehmen vor, selbst nicht die Mittel für einen Restrukturierungstarifvertrag zur Verfügung stellen zu wollen.
IG Metall zur Lage: „Es ist bereits fünf nach zwölf“
Es sei unbestritten, dass die wirtschaftliche Lage von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) extrem angespannt sei, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler, der auch Bezirkschef für Nordrhein-Westfalen ist. „Es ist bereits fünf nach zwölf, so traurig es ist, TKSE ist zum Sanierungsfall geworden.“ Ein derartiger Griff ins Portemonnaie der Beschäftigten sei mit der IG Metall nicht zu machen. Das Steel-Management wollte sich nicht zu den Vorwürfen und zum Stand der Gespräche äußern.
Die Verhandlungen werden in der kommenden Woche fortgesetzt. „Dabei geht es ans Eingemachte und langsam ins Endspiel“, sagte Giesler. Laut einer Grundsatzvereinbarung von Anfang Mai sollen die Verhandlungen bis zum Sommer in einen Tarifvertrag münden.
Thyssenkrupp plant umfangreichen Stellenabbau
Deutschlands größter Stahlhersteller ist wegen Konjunkturschwäche, hohen Energiepreisen und Billigimporten aus Asien in die Krise geraten. Als Gegenmaßnahme ist ein Abbau geplant, bei dem sich das Unternehmen von insgesamt 11.000 Stellen trennen will – 5.000 durch Abbau und 6.000 durch Auslagerung. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden. Derzeit zählt das Unternehmen rund 26.300 Arbeitsplätze, vor allem in Nordrhein-Westfalen.