Action, Musik und Leidenschaft: Die Festspiele bringen den Sturm-und-Drang-Klassiker mit Songs der Toten Hosen auf die Bühne. Die Düsseldorfer Band wünscht zur Premiere „toi, toi, toi!“

Mehr Action auf einer Theaterbühne geht kaum: Als bildgewaltiges Spektakel und begleitet von Musik der deutschen Punkband „Die Toten Hosen“ haben die Bad Hersfelder Festspiele den Schiller-Klassiker „Die Räuber“ in einer mitreißenden Neuinszenierung auf die Bühne gebracht. 

„Leben ist tödlich“

Es wird geliebt, gehasst, gelogen und gemordet: „Leben ist tödlich“, singen die Räuber. Es sei naheliegend, dieses „urdeutsche Drama“ mit den Songs der Toten Hosen zusammenzubringen, findet Regisseur Gil Mehmert. 

Gut ein Dutzend Songs der „Hosen“ – instrumental begleitet von einer vierköpfigen Band und gesungen von den Darstellerinnen und Darstellern – durchziehen den wilden Kampf um Macht, Freiheit und Rache in dem Sturm-und-Drang-Klassiker aus dem 18. Jahrhundert. 

Grußkarte von den „Toten Hosen“

Gespielt werden eher unbekannte Songs, die ganz großen Hits der „Hosen“ gehören nicht zum Programm. Was aber kein Nachteil ist. Wichtiger ist, dass die Lieder zur Szene passen und mit der Handlung verschmelzen. Von der Düsseldorfer Band ließ sich zwar niemand bei der Premiere blicken. Campino und Co. schickten vor der Vorstellung aber einen Gruß in den osthessischen Festspielort: „Toi, toi, toi, wir wünschen Euch viel Erfolg für die Premiere!“, heißt es auf einer digitalen Grußkarte.

Das Konzept funktioniert

Regisseur Mehmert hält am Schillerschen Original-Text fest und baut die Songs mit viel Geschick in die Handlung ein. Seine Idee funktioniert – und zwar prächtig: Rock meets Schiller. 

Mitreißende Aufführung

Das gesamte Ensemble überzeugte mit großer Leidenschaft und eroberte die riesige Bühne der Kirchenruine, in der die Festspiele aufgeführt werden, mit großer Spielfreude und vollem Stimmeneinsatz. Einen besonderen Auftritt hat der scheidende Intendant Joern Hinkel, der als Pfarrer vergeblich versucht, den Räubern ins Gewissen zu reden.

Die Aufführung ist zwar (inklusive einer kurzen Pause) gut drei Stunden lang, doch so schwungvoll inszeniert, dass zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Das Publikum zeigte sich nach der Aufführung begeistert.

Auch Shakespeare und Lindgren im Programm

Gezeigt wird bei den diesjährigen Festspielen außerdem die Komödie „Sommernachtsträume“ nach Motiven von William Shakespeare, die vor einer Woche Premiere feierte. Nach dem Publikumserfolg im vergangenen Jahr gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Broadway-Musical „A Chorus Line“ und dem Schauspiel „Wie im Himmel“. Als Familienstück bringen die Festspiele den Astrid-Lindgren-Klassiker „Ronja Räubertochter“ auf die Bühne. 

Außerdem wird – nicht in der Stiftsruine, sondern im Schloss Eichhof – die Komödie „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza aufgeführt. Premiere ist an diesem Samstag (28. Juni).

Mehr als 100.000 Besucher 

Die Festspiele im osthessischen Bad Hersfeld gehören zu den größten und traditionsreichsten in Deutschland. Im vergangenen Jahr besuchten die Veranstaltung mehr als 103.000 Menschen. Der 74. Festspielsommer läuft noch bis zum 18. August.