Beim Durchzug einer Unwetterfront mit Sturm und Gewittern sind in Berlin und Brandenburg am Donnerstagabend vier Menschen durch umstürzende Bäume teils lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Behörden knickten die Böen in der Bundeshauptstadt nach ersten Schätzungen tausende Bäume um und verursachten in der Region mehrere hundert Feuerwehreinsätze. Bahn- und Straßenverkehr waren erheblich gestört.
In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam stürzte eine Baumkrone in einer Parkanlage auf einen Mann und eine Frau. Nach Polizeiangaben waren beide mit Fahrrädern dort unterwegs. Die 57-Jährige wurde demnach lebensgefährlich verletzt, auch der 57-Jjhrige Mann trug schwere Verletzungen davon. Beiden kamen in Krankenhäuser, wie Polizei und Stadtverwaltung weiter mitteilten.
Im benachbarten Berlin wurden nach Feuerwehrangaben mindestens zwei weitere Menschen durch umstürzende Bäume schwer verletzt. Beide Vorfälle ereigneten sich im Bezirk Reinickendorf, bei einem fiel ein Baum auf ein Auto. Allein aus der Bundeshauptstadt meldete die Feuerwehr bis in die Nachtstunden mehr als 760 Unwettereinsätze, insbesondere wegen zahlreicher entwurzelter Bäume und abgebrochener größerer Äste.
Die Einsatzkräfte hätten sich „mancherorts den Weg mühselig freischneiden“ müssen, erklärte die Feuerwehr. Vereinzelt wurden durch den Sturm auch Dächer abgedeckt. Die Stadtverwaltung meldete tausende entwurzelte und umgeknickte Bäume in Wäldern im Westen Berlins. Aktuell seien viele Wege blockiert. Die Aufräumarbeiten würden voraussichtlich wochenlang dauern, hieß es weiter. Mehrere Waldgebiete wurden wegen der Unfallgefahr gesperrt.
Die Unwetterfront war am Donnerstag über Teile von Ostdeutschland hinweggezogen, traf aber schwerpunktmäßig die Region um Berlin. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Gewittern mit Sturm- und Orkanböen sowie Hagel und Starkregen. In Berlin wurde vorübergehend der gesamte S-Bahnverkehr eingestellt. Laut Bahn waren auch Fernverkehrszüge aus Berlin Richtung Hamburg betroffen. Im Berliner S-Bahnverkehr gab es auch am Freitag zunächst noch Einschränkungen.
In Potsdam arbeitete die Feuerwehr nach eigenen Angaben etwa 60 Einsätze im Zusammenhang mit dem Unwetter ab. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste blockierten zahlreiche Straßen und Wege. In den brandenburgischen Landkreisen Havelland, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin meldete die Polizei ebenfalls zahlreiche Einsätze. Im Bereich Havelland wurden unter anderem Häuser, Autos und Stromleitungen durch Bäume und Äste beschädigt.
Einen Einsatzschwerpunkt bildete die brandenburgischen Stadt Falkensee, wo auswärtige Feuerwehrleute unter anderem aus Potsdam halfen. Laut Behörden gab es dort mehr als 240 unwetterbedingte Einsätze. Die Stadtverwaltung von Falkensee berichtete im Internet von einem „Unwetterchaos“, das „zahlreiche Sturmschäden“ hinterlassen habe. Unter anderem waren Straßen unpassierbar.
Teilweise waren auch weiter westlich und südlich gelegene Regionen an der Grenze zwischen Brandenburg sowie Sachsen-Anhalt und Sachsen betroffen. Bei Ziesar in Südbrandenburg wurden laut Polizei zwei Beamte leicht verletzt, als ein Baum bei einem Einsatz auf ihr Auto stürzte. Im nordsächsischen Weißwasser beschädigten Sturmböen nach Polizeiangaben ein Dach eines Gebäudes und schleuderten Trümmerteile auf parkende Autos.
Das Technische Hilfswerk (THW) entsandte nach eigenen Angaben insgesamt rund 360 Kräfte zu Sturmeinsätzen nach Berlin, Brandenburg sowie vereinzelt Sachsen-Anhalt. Berlin war bereits am Montag von einem Unwetter getroffen worden, dabei gab es laut Feuerwehr einen Toten und drei Schwerstverletzte.
Nach Angaben der Berliner Behörden und des Wetterdiensts sind Bäume derzeit wegen ihrer vollen Sommerbelaubung besonders anfällig für Sturmschäden, da sie Böen viel Angriffsfläche bieten. Dem Senat der Hauptstadt zufolge spielen aber auch Vitalitätsverluste nach mehreren Dürrejahren eine Rolle.