Der Thronfolger des krisengebeutelten englischen Königshauses wird 43. Was Prinz William jetzt schon tut, um seiner zukünftigen Rolle als Monarch gerecht zu werden. 

Anlässlich der jährlichen Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ für König Charles ritt sein Sohn und Erbe Prinz William, wieder eindrucksvoll hoch zu Ross und in seiner roten Paradeuniform der Welsh Guards direkt hinter der Kutsche seines Vaters und Königin Camillas in der Ehren-Prozession mit.

„Ich diene“ ist Prinz Williams Motto

Auch der Instagram-Reel, den der Kensington Palast später an diesem Tag veröffentlichte, stellte besonders den Prinzen von Wales im Action-Modus heraus: Gleich zu Beginn marschiert er darin sichtbar energiegeladen direkt auf die Kamera zu und wirkt dabei wie ein selbstbewusster, aufrechter Soldat, der optimistisch nach vorn blickt und mit viel Engagement seine Pflicht tut – der personifizierte Wappenspruch der Prinzen von Wales seit Alters her. „Ich diene“, so lautet das Motto, das William 2022 nach dem Tod der Queen von seinem Vater, dem bisherigen Titelträger, übernommen hatte.

Unterstützt wurde der Thronfolger an diesem extrem wichtigen Termin im royalen Kalender natürlich von seiner wie immer bezaubernd aussehenden Frau Kate, glücklicherweise wieder von ihrer Krebserkrankung genesen. Und ihre drei wohlgeratenen, perfekt gekleideten, und diesmal sogar alle ohne Patzer im Benehmen teilnehmenden Kindern George, Charlotte und Louis saßen mit ihrer Mutter in der Kutsche. Auch sie kamen im Social Media Post vor, waren aber weniger stark herausgestellt als das Wales-Familienoberhaupt.

Die neuen „Fab Four“: Charles, Camilla, William und Kate

In der Zeit zwischen Prinz Harry und Meghans Traumhochzeit und dem „Megxit“ des Paares nach Kalifornien hatte die britische Presse einst, in Anlehnung an die „Beatles“, die Brüder William und Harry und ihre Frauen als die „Fab Four“ bezeichnet. Nach 2020 zerbrach nicht nur das Arbeitsverhältnis des angeblichen Dreamteams, auch der persönliche Kontakt zwischen dem Kensington Palast und der 16-Badezimmer-Villa in Montecito wurde komplett eingestellt, als Folge von vorwurfvollen TV-Interviews, Skandal-Memoiren und einer Enthüllungs-Serie der Sussexes auf Netflix. 

Doch aus den ganzen Skandalen um Harry und Meghan und auch um den diskreditierten Prinz Andrew ist eine Beziehung innerhalb des Königshauses deutlich gestärkt hervorgegangen: die zwischen dem König und seinem Thronfolger. Es heißt im Palastumfeld, das früher einmal zeitweise eher konfliktschwangere Verhältnis zwischen Charles und seinem Ältesten hätte sich massiv gebessert, seit der jüngere Sohn mit seiner anstrengenden Ehefrau nach Kalifornien ausgewandert sei. Der König und sein Erbe haben hinter den abtrünnigen Royals die Reihen geschlossen, rückhaltlos unterstützt von ihren Ehefrauen. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser Annäherung ist auch die Krebserkrankung des Königs. Sie wird ihm bewusst gemacht haben, dass er William gar nicht früh genug voll umfänglich in die Monarchen-Pflichten einbinden kann. Denn obwohl es Charles mit seiner Therapie so gut zu gehen scheint, dass er inzwischen wieder einen mehr als vollen Terminkalender hat, heißt es aus Hofkreisen in Sachen Heilungschancen, es bestehe zwar keine akute Lebensgefahr. Er würde wohl eines Tages mit Krebs, aber nicht an Krebs sterben. Aber es sei wohl leider nicht zu erwarten, dass man von Charles eines Tages, wie von seiner Schwiegertochter Kate, eine Mitteilung erhalten würde, er sei in Remission von seiner Krebserkrankung. 

Dass die teilweise sich überschneidenden Aufenthalte im selben Krankenhaus, die Charles und Kate Anfang 2024 erleben mussten (und sich dort wohl sogar gegenseitig im Bademantel in ihren Krankenzimmern besucht haben sollen), beide mehr denn je zusammengeschweißt hat, tat ein Übriges, dass das Königspaar und Prinzenpaar nun als ein eingeschworenes Vierer-Team im Dienste der Monarchie agieren. Schon seit Monaten trifft der König keine zukunftsweisenden Entscheidungen mehr, ohne Rat und Zustimmung seines Ältesten einzuholen.

Williams Wort hat Gewicht

Vielleicht erklärt diese Entwicklung auch ein wenig, dass Charles zuletzt mehrfach, wenn die Gelegenheit bestand, nicht das persönliche Gespräch mit seinem Sohn Harry gesucht hat, wenn der zu kurzen Aufenthalten im Vereinigten Königreich weilte. William hatte wohl sehr stark davon abgeraten, wie Camilla auch. Denn heutzutage könne man nie sicher sein, ob nicht jedes privat gesprochene Wort kurz darauf in einer US-Talkshow von Harry vor laufender Kamera wiederholt wird. Außerdem will William, so hört man aus seinem Umfeld, tatsächlich mit dem streitbaren Bruder, den er als Verräter der Familie und der Monarchie gleichermaßen sieht, nie wieder etwas zu tun haben. Eine Rückkehr in den Schoß der Familie würde er nicht mittragen.

Noch stehen sie nebeneinander: König Charles und Prinz William
© Julie Edwards

Und auch in der Sache mit Problem-Prinz Andrew soll sich Charles dem Wunsch von William gebeugt haben, diesen weiterhin auf Abstand zu halten und auf keinen Fall mehr bei offiziellen royalen Anlässen in Erscheinung treten zu lassen. Bei dem jährlichen „Garter Day“ diese Woche, an dem alle Mitglieder des Hosenbandordens, dieses ältesten und wichtigsten Ordens Großbritanniens, sich in der St. George’sKapelle von Windsor versammeln und meist auch neue Ritter ernannt werden, war ein weiteres Mal der Herzog von York abgängig. Er wurde von Schaulustigen im Windsor Great Park auf dem Weg ins Schloss gesehen. Ein seltener Eintrag im von der Zeitung „The Times“ täglich veröffentlichten Hofkalender bestätigte am Tag darauf, dass er zum Garter-Lunch auf Schloss Windsor eingeladen war. Aber noch mal in großer Robe, wie zu Zeiten seiner Mutter, öffentlich an einem solchen Gottesdienst teilzunehmen, scheint für ihn nicht mehr auf dem Plan zu stehen. 

König im Wartestand

Daraus kann man schließen, dass William schon jetzt dabei ist, Pläne zu machen und Weichen zu stellen für die Zeit nach seiner Thronbesteigung; dass er eine veränderte – deutlich abgespeckte – Zeremonie für seine Krönung anstrebt, hatte er bereits Vertrauten gegenüber angedeutet. Das ist aber wohl auch kein Wunder, schließlich weiß er schon Zeit seines Lebens, dass er eines Tages nach seinem Vater König sein wird. Es wäre mehr als fahrlässig, sich darauf nicht auch schon inhaltlich vorzubereiten. Und mit seinen nun 43 Jahren ist William auch erfahren genug, um zu wissen, auf was es ihm im Leben ankommt, persönlich und beruflich, wofür er stehen möchte.

Was sein Familienleben betrifft, setzt er zusammen mit Ehefrau Kate schon immerklare Prioritäten: Wann immer die Kinder Ferien haben, oder ihre Eltern brauchen, ziehen beide Eltern sich fast vollständig aus dem öffentlichen Leben zurück und sind nur für ihren Nachwuchs da. Obwohl das Paar immer wieder Kritik aus der Öffentlichkeit dafür erntet, und sie auch mal als arbeitsscheu bezeichnet werden. Doch spätestens seit Kates Erkrankung im vergangenen Jahr nimmt der Prinz von Wales keine Rücksicht mehr darauf, was Medien und Öffentlichkeit über ihn sagen. Er engagiert sich in seiner Prinzen-Rolle intensiv und vielseitig, achtet aber auch auf seine Prioritäten und schirmt sein Familienleben deutlich konsequenter und erfolgreicher ab, als es seinen Eltern in den 1990er Jahren gelang. Wo für Workaholic Charles immer die Arbeit für die Monarchie vorging, entscheidet William sich im Zweifel immer für Kate und die Kinder – und kommt damit durch.

Das kann er sich aber auch deswegen leisten, weil er gerade in dem ihm neu als Lehen übertragenen Herzogtum Cornwell – in seiner Rolle als Prinz von Wales und Herzog von Cornwall gehen beide Titel und Aufgaben traditionell Hand in Hand – viele Modernisierungen in Angriff genommen hat, was den Workflow vereinfacht und beschleunigt. Das beste Beispiel sind die neuen Kommunikationswege: Wo sein Vater als Prinz von Wales in seiner Eigenschaft als CEO des Herzogtums Cornwall noch Briefe mit der Hand schrieb oder zum Festnetztelefon griff, wenn es etwas zu regeln galt, gründet William offensichtlich eifrig WhatsApp-Gruppen mit den wichtigsten Ansprechpartnern und fährt auch mal schnell spontan für einen Tag auf Bauernhöfe oder zu Unternehmen, mit denen es etwas zu besprechen gibt.

Der Prinz als Staatsmann

Besonders augenfällig aber seit letztem Jahr: William positioniert sich auch international zunehmend als staatsmännischer Repräsentant seines Landes, oft aber nicht immer in Stellvertretung seines Vaters. Ein besonders gutes Beispiel ist sein Zusammentreffen mit US-Präsident Donald Trump letztes Jahr anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Da war William der erste hochrangige britische Vertreter, der Trump nach dessen Wahlsieg traf. Dort zeigte er das Selbstvertrauen und das diplomatische Kommunikationsvermögen eines echten Diplomaten gegenüber dem im Umgang bekannt schwierigen Politiker.

Und auch bei anderen großen Anlässen wie dem „Blue Energy and Finance Forum“, einem Umweltgipfel in Monaco Anfang Juni, war es William, der auf der Bühne nach allgemeiner Einschätzung der Medien am meisten beeindruckte von allen Politikern oder anderen hochrangigen Royals aus verschiedenen Ländern, die mit Redebeiträgen vertreten waren.

So erobert der künftige britische Monarch auf vielen Feldern nach und nach immer mehr Terrain für sich, mit dem Segen seines Vaters. Der musste zwar über 70 Jahre darauf warten, endlich die Rolle antreten zu können, für die geboren worden war. Aber angesichts seines Gesundheitszustandes sieht er auch, dass sein Sohn Allzeit bereit sein muss, für ihn einzuspringen, notfalls als Prinzregent, falls es mit seiner Erkrankung einmal schlechter werden sollte. So sehr Charles seine neue Rolle als König liebt, ist er doch genau wie seine Mutter, die verstorbene Queen, vor allem ein Pragmatiker, der als oberstes Ziel stets die Kontinuität der Monarchie im Auge hat, spätestens seit er den Thron übernommen hat. Und damit die auch noch über Generationen weiter existiert, kann Charles seinem Thronfolger gar nicht genug wichtige Aufgaben anvertrauen, auf dass der sich schon mal professionell warm laufen. Vieles spricht dafür, dass William seinen Vater sogar auf der CPO30 UN-Klimawandelkonferenz in Brasilien vertreten wird, da im ebenfalls im November 2025 dort auch die Preisverleihung seines Earthshot Preises in Rio de Janeiro ansteht.

Kate, der Katalysator

Wie schon so oft soll es aber auch hier Schwiegertochter und Ehefrau Kate sein, die die Wogen glättet, wenn die Temperamente von Vater und Sohn doch einmal aneinandergeraten oder unterschiedliche Auffassungen zu bestimmten kontroversen Themen vorherrschen. Dann ist die Prinzessin von Wales am Start, um die Wogen zu glätten und Kompromisse zu finden. Auch das wurde wieder bei der Geburtstagsparade letztes Wochenende augenfällig: ganz besonders seit König und Prinzessin die gemeinsame Erfahrung einer schweren Erkrankung verbindet, stehen Charles und Kate, die Tochter, die er nie hatte, sich besonders nahe und verbringen auch mal allein zu zweit etwas Zeit miteinander, beim Lunch auf Schloss Windsor oder bei langen Spaziergängen im schottischen Sommerurlaub. Auch deswegen lud Charles sie dieses Mal wieder ein, mit ihm und Camilla auf dem Podium die Trooping-the-Colour-Parade mit abzunehmen. Er wollte der Welt zeigen: das ist eure künftige Königin. Sie ist eine ganz wichtige Stütze für die Monarchie.

Dass sie aber vor allem auch für ihren William beinahe eine Art Katalysatorfunktion hat, wurde durch die Körpersprache des Prinzenpaares sowohl bei der Parade als auch am Montag darauf beim Hosenbandorden-Gottesdienst wieder einmal deutlich: Er suchte immer wieder ihren Blick, sie bestätigte ihn lächelnd und er nahm noch mehr Haltung an. Nicht nur als Prinzenpaar, auch als Ehepaar hat Kates Erkrankung und Williams fürsorgliche und außerordentlich beschützende Reaktion darauf die Beziehung der beiden noch erfolgreicher, noch inniger und glücklicher werden lassen. Selten sah man William so fokussiert, aber gleichzeitig auch so entspannt im Umgang mit seiner Familie, aber auch mit den Menschen, die er auf Terminen trifft,wie in den letzten Monaten. Er scheint auf eine neue Art zu sich selbst gefunden zu haben. 

Er kann sein neues Lebensjahr in dem Bewusstsein beginnen, dass er nicht nur als Thronfolger neue Themen und Aufgaben für sich erobert hat und ihm sowohl Vater als auch Vaterland mehr zutrauen als je zuvor, sondern dass er auch als Mensch und Ehemann wieder ein ganzes Stück gewachsen ist in seinem vergangenen Lebensjahr. Happy Birthday, Prinz William!