Eine junge Frau aus Niedersachsen wird 2015 Opfer eines Verbrechens. Doch es dauert Monate, bis ein Mann des Mordes überführt wird. Der Fall ist Thema bei „XY gelöst“.

Im September 2015 verschwindet im niedersächsischen Rehburg-Loccum die 23-jährige Judith Thijsen. Erst zwei Monate zuvor hatte sie ihre eigene Wohnung bezogen. Seit Anfang September besucht die junge Frau eine Fachschule für Sozialpädagogik. Als sie zwei Tage nicht in der Schule erscheint und auch nicht mehr an ihr Handy geht, alarmiert eine besorgte Freundin Judiths Mutter. Die meldet sie am 16. September bei der Polizei als vermisst. 

Einen Tag später findet die Polizei den roten Fiat Seicento der jungen Frau auf dem Parkplatz des Marktplatzes in Loccum. Die Polizei durchsucht anschließend den nahegelegenen Klosterwald mit Spürhunden – allerdings ohne Ergebnis. Es ist schließlich Judiths Vater, der am 20. September im Klosterwald eine grausige Entdeckung macht: Unter Ästen liegend findet er die nackte Leiche seiner Tochter. Am linken Fuß trägt sie nur noch eine Socke. 

Die Todesursache kann nicht eindeutig festgestellt werden. Die Beamten gehen von einem Sexualdelikt aus. Doch aufgrund der vorangeschrittenen Verwesung können keine entsprechenden Spuren mehr gefunden werden. Auch eine männliche DNA-Teilspur unter dem Fingernagel des Opfers ist nicht verwertbar. In der Nähe des Leichenfundortes finden die Beamten die Brille der Toten und ein mit Blut behaftetes Kaugummipapier.  

Mord in Klosterwald Thema bei „Aktenzeichen XY … gelöst“

Doch Letzteres wird versäumt, auf Spuren zu untersuchen. Erst nach acht Monaten fällt den Beamten der Fehler auf, und sie lassen das Papier analysieren. Mit Erfolg: Die DNA-Spur führt zu einem wegen mehrfacher Vergewaltigung verurteiltem Sexualstraftäter. Jörg N. aus dem emsländischen Lingen wurde 2012 durch das Landgericht Aurich zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und zehn Monaten Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Wegen seiner Alkoholsucht kam er in das Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen, welches in unmittelbarer Nähe zu Judiths Wohnung lag. Experten hatten zugestimmt, dass er seit Ende 2014 die Klinik immer wieder unbegleitet verlassen durfte.

Judith Thijsen aus dem niedersächsischen Rehburg-Loccum wurde nur 23 Jahre alt
© Polizei Nienburg/Schaumburg

Auch als die Beamten ihn im April 2016 festnehmen wollen, hat er gerade Freigang und wird in einer Praxis für Physiotherapie behandelt. Da er zur Tat schweigt, bereitet sich die zuständige Staatsanwältin auf einen Indizienprozess vor. In einem ersten Verfahren wird der heute 56-Jährige wegen Totschlags zu elfeinhalb Jahren Haft mit Sicherungsverwahrung verurteilt. Nachdem die Staatsanwaltschaft und die Angehörigen Revision gegen das Urteil einlegen und es 2019 zu einem neuen Prozess kommt, wird der Angeklagte vom Tatvorwurf überraschenderweise freigesprochen. Auch dieses Urteil fechten die Familie und die Staatsanwaltschaft beim Bundesgerichtshof (BGH) erfolgreich an. Der Fall wird daraufhin nach Osnabrück verwiesen. Hier wird Jörg N. schließlich wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. 

Der Fall ist seit Mittwoch (4. Juni) Thema in der True-Crime-Reihe „XY gelöst“ im Streamingportal des ZDF und wird am 11. Juni um 21 Uhr auch im linearen TV ausgestrahlt.

Quellen:  „XY gelöst“, Polizei Nienburg/Schaumburg