Mobbingvorfälle an Schulen sind nicht selten – und machen oft nicht solche Schlagzeilen wie der Fall eines homosexuellen Lehrers. Ein Fachmann warnt davor, das Thema zu unterschätzen.
Der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, hat an Berliner Schulen appelliert, offensiv mit dem Thema Mobbing umzugehen. „Das gibt es in jeder Schule, man muss nur genau hinschauen“, sagte er Deutschen Presse-Agentur. „Es gibt vielerlei Möglichkeiten, zielgerichtet Prävention zu betreiben. Das setzt aber voraus, dass Schulen das Thema ernst nehmen und nicht nach dem Motto verfahren: „Mobbing gibt es bei uns nicht“.“
Diejenigen Schulen, die offen mit dem Problem umgingen, bestehende Unterstützungsstrukturen nutzten und sich bei Bedarf Hilfe von außen suchten, hätten weniger Probleme mit Mobbingvorfällen bei Schülern oder Lehrkräften als solche Einrichtungen, die hier weniger aktiv seien. „Es hängt hier viel von den Schulleitungen ab.“
Auch Eltern in der Verantwortung
Heise verwies auch auf die Verantwortung der Eltern. „Das ist nicht ausschließlich Sache der Schule. Auch Eltern müssen genauer hinschauen, was ihre Kinder tun“, sagte er.
„Stichwort Cybermobbing via Smartphone: Eltern sollten dafür sorgen, ihren Kindern hier Medienkompetenz beizubringen.“ Hilfestellung böten etwa Medienkompetenzzentren in den Bezirken. „Ein Smartphone-Verbot an Schulen löst das Problem jedenfalls nicht“, fügte Heise hinzu.
Unterschiedliche Hilfsangebote
Von Mobbing betroffene oder damit konfrontierte Lehrkräfte, Schüler oder Eltern können sich jederzeit an verschiedene Ansprechpartner wenden, wie Heise erläuterte. Innerhalb der Schulen seien das etwa die Leitung oder Vertreter der Schulsozialarbeit.
Als Beispiel für externe Angebote nannte er sogenannte Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentren (Sibuz), die es in jedem Bezirk gibt. Dort stehen Fachkräfte der Schulpsychologie und der Pädagogik zur Verfügung, die kostenfrei, vertraulich und neutral beraten und nach Lösungsmöglichkeiten bei Konflikten suchen.
Eine andere Möglichkeit seien die beiden Beauftragten der Senatsbildungsverwaltung gegen Mobbing und gegen Diskriminierung an Schulen, so Heise. Auch diese seien direkt ansprechbar, ebenso wie der Landeselternausschuss. „In jedem Fall ist es wichtig, bei Mobbing-Vorfällen nicht lange zu warten und rasch Unterstützung zu suchen.“
Lehrer wegen Homosexualität gemobbt
Zuletzt hatte der Fall eines Berliner Lehrers für Schlagzeilen gesorgt. Er wurde an einer Grundschule nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt – weil er schwul ist. Er beklagt auch Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin, die sogar in eine Anzeige gegen ihn mündeten. Schulleitung und Schulaufsicht hätten ihn nicht geschützt, obwohl er dort wiederholt um Hilfe gebeten habe.
Beauftragte gegen Mobbing und gegen Diskriminierung an Schulen Infos und Kontaktdaten SIBUZ