Mähroboter sind vor allem für Igel eine tödliche Gefahr. Der Sommer endet für viele Wildtiere oft mit schlimmen Verletzungen. Nachts sollten diese Geräte nicht fahren dürfen, fordern Naturschützer.

Gartenliebhaber haben ihren Rasenmäher längst rausgeholt, denn Frühlingsstart heißt auch immer auch Rasenstart. Eine Hilfe sind in vielen Gärten Mähroboter – aber für Tiere wie Igel sind sie eine tödliche Gefahr, vor allem nachts, wenn sie unbeaufsichtigt fahren. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Baden-Württemberg fordert ein Nachtfahrverbot für Mähroboter, ebenso das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW). Der Bestand des Igels ist rückläufig. Im Jahr 2020 wurde er auf die Vorwarnliste der Roten Liste für Deutschland gesetzt. Auf der Internationalen Roten Liste ist der Igel seit 2024 gelistet. 

Warum sind Igel besonders nachts durch Mähroboter gefährdet?

Viele Kleinsäuger seien in der Dämmerung und den Nachtstunden aktiv, sagt Tierärztin und Landestierschutzbeauftragte Julia Stubenbord. „Besonders Igel sind betroffen, denn sie rollen sich zusammen, statt wegzulaufen. Die Zahl der verletzen Igel hat deswegen stark zugenommen.“ Laut dem BUND sind Igel einem Mähroboter praktisch hilflos ausgeliefert, denn Igel sind keine Fluchttiere. Bei Gefahr stellen sie ihr Stachelkleid auf, doch das schützt sie nicht gegen die scharfen Klingen der Mähroboter. 

Wie viele Igel sind bislang verletzt oder getötet worden?

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hatte im Jahr 2024 Zahlen veröffentlicht, die zusammen mit zahlreichen Igel-Auffangstationen gesammelt wurden. Von Ende Juni 2022 bis Ende Oktober 2023 haben die Forscher bundesweit 370 dokumentierte Fälle von Schnittverletzungen an Igeln untersucht. Fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47 Prozent) überlebten die Verletzung nicht. „Es gibt eine hohe Dunkelziffer von verletzten oder verstorbenen Igeln, die gar nicht erst gefunden oder gemeldet werden“, sagt Leibniz-IZW-Wissenschaftlerin Anne Berger. Die Zählung gehe weiter. 

Wie reagieren Mähroboter in Tests auf im Gras liegende Igel?

Es gibt Studien der Universität Aalborg in Dänemark, die 19 Mähroboter-Modelle in der Interaktion mit toten Igeln getestet haben. Die Ergebnisse zeigen laut Berger, dass keines der Modelle den Igel ohne Berührung erkannt hat. Beim Test wurden in einer großen Halle ausgeführt. Auf einer Kokosmatte wurden Mähroboter in einer Halle genau vier Meter vor einem toten Igel platziert, sie fuhren dann mittig in Richtung der Igel. 16 der Modelle haben demnach zu Schnittverletzungen bei den Igeln geführt. Die Studien liefen in Kooperationen mit Husqvarna, Gardena und Stihl, dem deutschen Marktführer. 

Auch in Deutschland werde geforscht, sagt Berger. Leibniz-IZW-Partner aus der Industrie sei die Firma Crashtest-Service GmbH (CTS) aus Münster. Im Oktober führte das Team demnach Tests an Prototypen von Igelattrappen durch, um ihre Ähnlichkeit zu echten Igeln zu erproben. Diese Dummies sollen echten Igeln in allen Eigenschaften möglichst ähnlich sein. Damit sie anstelle von echten verstorbenen Igeln bei standardisierten Sicherheitstests bei Mährobotern verwendet werden können. „Der Igeldummy ist jetzt nach den letzten Tests im März 2025 marktreif“, sagt Berger.

Was sagen Hersteller?

Der Gartengerätehersteller Stihl gibt an, dem Unternehmen sei bewusst, dass Mähroboter für Igel ein Verletzungsrisiko darstellen können. „Wir haben bei der Entwicklung der aktuellen Generation unserer Mähroboter viel dafür getan, um dieses Risiko zu reduzieren“, sagt eine Sprecherin. So sei zum Schutz von dämmerungs- und nachtaktiven Tieren in den voreingestellten Mähplänen eine Nachtaktivierung nicht vorgesehen. Wird eine Nachtaktivierung vom Nutzer explizit gewünscht und selbsttätig in der Mähroboter-App programmiert, erhält der Nutzer einen Hinweis, dass dies zum Schutz von Kleintieren vermieden werden sollte. 

Die aktuellen Stihl-Mähroboter verfügten über Ultraschallsensoren, die es den Geräten ermöglichten, Hindernisse wie Igel ab einer gewissen Größe zu erkennen. Um im Falle einer Begegnung das Verletzungsrisiko zu minimieren, hätten die Geräte eine glatte Unterseite und seien mit einem sogenannten Disc-Cut-System ausgestattet. Dessen kleine, drehend gelagerten Klingen drehten sich zurück, sollten sie auf einen stärkeren Widerstand treffen.

Wann ist ein Mähroboter „igelfreundlich“ ?

Laut Expertin Berger sind diejenigen Geräte am aussichtsreichsten, die auf KI-Bilderkennung – oft noch in Kombination mit Laser oder Ultraschall – setzen. Alle bisher getesteten Mähroboter konnten jedoch nicht zeigen, dass sie „igelfreundlich“ seien. „Nicht eines derzeit auf dem Markt befindlichen Geräte ist demnach zu empfehlen, da sie entweder in den Crashtests versagt haben oder gar nicht in einem solchen standardisierten Test geprüft wurden.“

Wo gibt es schon ein Nachtfahrverbot für Mähroboter ?

Einige Gemeinden in Deutschland haben ein Nachtfahrverbot bereits eingeführt. Zum Schutz von Igeln und anderen Tieren ist etwa in Erfurt ein Nachtfahrverbot für Mähroboter in Planung. Dabei orientiert sich die Landeshauptstadt Thüringens auch an Allgemeinverfügungen, die schon beispielsweise in Köln gelten. Mähroboterbesitzer dort dürfen ihre Geräte nicht mehr in der Dämmerung und in der Nacht auf den Rasen schicken. Auch in Mainz ist das so. Bei Zuwiderhandlung ist eine Strafe bis 50.000 Euro möglich. 

Warum gehen die Bestände des Igels zurück?

Die Grün­de sind laut dem WWF längst nicht nur Mäh­ro­bo­ter: Land- und Forst­wirt­schaft las­sen den natür­li­chen Lebens­raum des Igels schwin­den. Sehr vie­le Igel fal­len dem Stra­ßen­ver­kehr zum Opfer. Die Zahl sei­ner Fut­ter­tie­re sinkt. Und auf­ge­räum­te Gär­ten bie­ten wenig geeig­ne­te Nist- oder Überwinterungsmöglichkeiten.

Warum gibt es noch kein nächtliches Mähverbot im Südwesten?

Ein Nachtfahrverbot wurde nach Auskunft des Stuttgarter Agrarministeriums geprüft und als nicht notwendig erachtet. Wie aus einer Landtagsanfrage der AfD-Fraktion an das Ministerium hervorgeht, hatte Minister Peter Hauck (CDU) den Gemeindetag und den Städtetag gebeten zu prüfen, ob den Städten und Gemeinden die polizeirechtliche Regelung eines Nachtmähverbots für Mähroboter empfohlen werden kann. 

Diese Prüfung habe ergeben, dass das Tötungsverbot von Tieren bereits im Naturschutzrecht und im Tierschutzrecht geregelt sei und somit eine solche zusätzliche Empfehlung nicht verhältnismäßig und erfordlich sei.

Also kein Nachtverbot für Mähroboter in Sicht?

Das Bundesumweltministerium setzte sich bei einer Reform des Tierschutzgesetzes dafür ein, dass ein Mähverbot bei Dämmerung und Nacht auf nicht wirtschaftlich genutzten Rasen- und Grünflächen zum Schutz von Wirbeltieren wie dem Igel aufgenommen wird. Der neue Paragraf enthielt eine Ausnahmeregelung. Danach darf bei Dämmerung und Nacht (nur) gemäht werden, wenn geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden an Wirbeltieren zu verhindern. Die gesamte Tierschutzgesetz-Reform wurde nicht mehr umgesetzt – bedingt durch das Ende der Regierungskoalition.

Das Bundesamt für Naturschutz teilte mit, dass das Thema Mähroboter und Bewahrung der Artenvielfalt in Gärten im Jahr 2026 angegangen werden solle. Es sollen unter anderem technische Regeln für igelfreundliche Mähroboter erstellt werden.

Was kann ich tun, um den Garten tierfreundlicher zu machen?

Naturschützer raten, Mähroboter aus einem Teil des Gartens auszusperren und dort das Gras hochwachsen zu lassen. In solchen verwilderten Ecken fänden Igel und andere nachtaktive Wildtiere tagsüber Unterschlupf. Das würde auch dem Erhalt der Artenvielfalt dienen. Der BUND appelliert zu überdenken, ob ein Mähroboter überhaupt sein muss: Wer diesen weglasse, tue neben den Igeln auch Insekten, Amphibien und anderen Tieren etwas Gutes. Wenn der Rasen höher wachsen und blühen dürfe, sei das ein echter Gewinn für die Artenvielfalt.