Mediziner gehen in den Ruhestand und schließen ihre Praxen ohne Nachfolger, junge Ärzte fehlen. Das spüren inzwischen sehr viele Patienten. Eine Ansiedlungsförderung zeigt Wirkung, reicht aber nicht.
Sachsen-Anhalt kämpft gegen den Ärztemangel. Einer von vielen Bausteinen ist seit einem Jahr ein Zuschuss, den Mediziner bekommen können, die in Regionen mit drohendem oder bestehendem Mangel eine Praxis neu gründen oder eine bestehende weiterführen. Die Maßnahme zeigt erste Wirkung, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt auf Nachfrage mitteilte. Drohende beziehungsweise bestehende Versorgungsengpässe seien behoben oder zumindest abgemildert worden. Die Ansiedlungsförderung sei aber nur ein kleiner Schritt verglichen mit den anstehenden Herausforderungen.
2,52 Millionen Euro stehen zur Verfügung
Bis zum 30. April 2025 seien von den insgesamt zur Verfügung stehenden Fördermitteln gut 950.000 Euro ausgezahlt worden. Das entspreche fast 38 Prozent der zur Verfügung stehenden Summe. Weitere Mittel im Umfang von rund 290.000 Euro seien bereits für weitere Praxisgründungen bewilligt worden.
Spürbar bessere Versorgung in der Altmark und der Börde erwartet
„So erwarten wir in der nächsten Zeit zum Beispiel eine wahrnehmbare Versorgungsverbesserung in der Augenheilkunde in der Altmark, der Kinderheilkunde in der Börde und in verschiedenen Bereichen in der hausärztlichen Versorgung“, sagte eine Sprecherin der KV.
Eine Übersicht zeigt, dass zwei Augenärzte im Landkreis Stendal von der Förderung profitieren, landesweit 24 Hausärzte in Regionen wie Bernburg, Köthen und Osterburg, Salzwedel, Sangerhausen und Zerbst. Zwei Kinderärzte im Landkreis Börde stehen in der Liste der Förderungen sowie zwei Kinder– und Jugendpsychiater.
45 Förderanträge gestellt
Den Angaben zufolge wurden insgesamt 45 Förderanträge gestellt. Davon wurden 29 positiv beschieden. Vier Anträge wurden abgelehnt, weil sie sich auf Gebiete bezogen, die sich nicht auf die Förderregionen nach dem Beschluss des Landesausschusses bezogen. Die übrigen Anträge seien von den Antragstellern zurückgezogen worden.
Den Grundstein für die Förderung hatte der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen des Landes Sachsen-Anhalt gelegt. Insgesamt stehen 2,52 Millionen Euro bis zum 30. Juni 2026 zur Verfügung, je zur Hälfte getragen von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt und den Krankenkassen. Profitieren könnten Hausärzte, Augenärzte, Hals-Nasen-Ohrenärzte, Kinder- und Jugendärzte, Nervenärzte sowie Kinder- und Jugendpsychiater.
Hunderte unbesetzte Stellen für Fachärzte und Hausärzte erwartet
Laut einer Prognose der Kassenärztlichen Vereinigung könnten in Sachsen-Anhalt in fünf Jahren insgesamt gut 520 Stellen unbesetzt sein. Das seien mehr als doppelt so viele wie jetzt. Darunter seien gut 300 Hausarztstellen. Hintergrund ist, dass bis 2030 etwa ein Drittel der Mediziner in den Ruhestand geht. In der Summe sind das laut der KV fast 1180 Ärzte.
Auf der Seite der Zugänge werden rund 870 Mediziner erwartet. Seit Jahren geht der Trend bei jungen Ärztinnen und Ärzten zur Teilzeitarbeit. Mehr wollen fest angestellt arbeiten und keine eigene Praxis übernehmen. Das Fazit der Kassenärztliche Vereinigung lautet: „Die vertragsärztliche Versorgung steht zunehmend vor größeren Herausforderungen, da nicht genügend Ärzte nachrücken, um den derzeitigen Versorgungsstand zu halten.“