In Wasserstoff als Energieträger werden große Erwartungen gesetzt. Allerdings gilt seine Herstellung noch immer als teuer. Ein Pilotprojekt von Industrie und Wissenschaft will das ändern.

Thyssenkrupp Nucera und ein Fraunhofer-Institut testen in einer Pilotanlage bei Arnstadt eine neue Technologie zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Die beiden Partner sehen in der Anlage in Thüringen eine wichtige Etappe auf dem Weg zur kommerziellen und großindustriellen Nutzung der Hochtemperatur-Elektrolyse-Technologie (SOEC) für die Erzeugung von Wasserstoff als Energieträger. Bisher gilt seine Herstellung als kostenintensiv. 

Thyssenkrupp Nucera (Dortmund) und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) mit Hauptsitz in Hermsdorf und Dresden erwarten bei ihrem Verfahren einen Kostenvorteil in bestimmten Anwendungsbereichen dank eines hohen Wirkungsgrads der Hochtemperatur-Elektrolyse, die sie zur Marktreife bringen wollen. Die Zusammenarbeit in Arnstadt war im März 2024 vereinbart worden. 

Die Pilotfertigungsanlage wurde vom IKTS konzipiert und gebaut. Sie stelle zunächst Elektrolysezellen (Stacks) in kleinen Stückzahlen her. Vorgesehen sei eine Produktionskapazität von acht Megawatt pro Jahr. Mit dem neuen Verfahren stärke Thyssenkrupp Nucera sein Angebot an Wasserstofftechnologie für Industrieanwendungen.

Partner streben Marktreife des Verfahrens an 

Mit der Hochtemperatur-Elektrolyse sollen Unternehmen künftig effizient grünen Wasserstoff herstellen können. Eingesetzt in Bereichen mit viel Abwärme wie beispielsweise in der Stahlindustrie sei eine Senkung des Stromverbrauchs im Vergleich zu anderen Technologien um 20 bis 30 Prozent möglich, erklärten die Projektpartner. CO2 aus der Industrie könne als Rohstoff nutzbar gemacht und zusammen mit grünem Wasserstoff zu grünem Synthesegas umgewandelt werden. Daraus ließen sich nachhaltige Chemiegrundstoffe und synthetische Kraftstoffe herstellen. 

Die Elektrolyse-Technologie zur Produktion von grünem Wasserstoff könnte eine wichtige Rolle bei einem klimafreundlichen Energiemix einnehmen, sagte der Vorstandschef von Thyssenkrupp Nucera, Werner Ponikwar. Mit der Pilotanlage in Arnstadt würden die Erfahrungen für den Aufbau einer großindustriellen SOEC-Fertigungsanlage für Stacks mit einer hohen Leistung gesammelt, äußerte IKTS-Institutsleiter Alexander Michaelis.