Der Diätkonzern Weight Watchers ist pleite. Pharmakonzerne wie Novo Nordisk und Eli Lilly machen das Geschäft mit Abnehmspritzen – und sogar die bekannteste Werbefigur steigt um.

Die Insolvenz des Diätkonzerns Weight Watchers zeigt, wie sich das Geschäft mit dem Abnehmen verändert hat. Das vor 62 Jahren in New York gegründete Unternehmen hatte Ende vergangener Woche einen Insolvenzantrag nach US-Recht eingereicht, um sich von milliardenschweren Schulden befreien zu können. Das Geschäft soll jedoch vorerst weitergehen, wie das Unternehmen auf seiner Website erklärte.

Dennoch ist der Niedergang von Weight Watchers in den Geschäftszahlen unübersehbar. Seit 2018 hat sich der Jahresumsatz auf 786 Millionen Dollar halbiert. Das Geschäftsmodell von Weight Watchers beruhte darauf, dass das Prinzip Selbsthilfegruppe kommerzialisiert wurde: Übergewichtige bezahlten ein Abo und bekamen dafür wöchentliche Treffen mit ähnlich Gebeutelten vermittelt. Gleichzeitig hielt ein Programm die Mitglieder zum Punktezählen beim Essen zur Ernährungsumstellung an. Geld machte der Konzern zudem mit dem Verkauf spezieller Diätlebensmittel beziehungsweise Lizenzen dafür. 

Doch schon in den vergangenen Jahren war spürbar, dass Gruppentreffen und Ernährungskontrolle von vielen potenziellen Kunden nicht mehr als zeitgemäß empfunden wurden. Dazu kam auch, dass sich in Teilen der Gesellschaft der Blick auf Schönheitsideale und Körpernormen gewandelt hat. Weight Watchers versuchte zwar mit Abnehm-Apps, Programmen für Fitness-Uhren und Telemedizin-Angeboten dagegenzuhalten. Doch hier war der Konzern nur ein Anbieter von vielen. 

Die Coronapandemie beschleunigte den Niedergang noch. In dieser Zeit trennte sich Weight Watchers von einem Großteil seiner Betreuerinnen und Betreuer. Die Abkehr vom Prinzip der Gruppensitzungen hatte sich beschleunigt. 

Oprah Winfrey wechselte von Weight Watchers zur Abnehmspritze

Den Niedergang konnte auch Weight-Watchers-Werbefigur Oprah Winfrey nicht aufhalten. Die TV-Moderatorin wurde 2015 zum Gesicht der Firma, erhielt zehn Prozent der Aktien und einen Sitz im Aufsichtsrat. Doch schon 2024 stieg sie aus – ihre im Wert stark geschrumpften Aktien gab sie ab und sagte, sie habe den Erlös gespendet. Später bekannte Winfrey, dass sie zum Abnehmen inzwischen auf Abnehmspritzen vertraue. 

Im Siegeszug dieser Medikamente seit über zwei Jahren liegt ein weiterer Grund für den Abstieg von Weight Watchers. Die Abnehmspritzen der Hersteller Novo Nordisk (Dänemark) und Eli Lilly (USA) – unter den Markennamen Ozempic, Wegovy und Zepbound bekannt – haben die Art und Weise gründlich verändert, mit der Menschen ihrem Übergewicht begegnen. Besonders in den USA, aber auch in vielen anderen Ländern, greifen Menschen zu den Spritzen, anstatt ihr Ernährungsverhalten strukturell zu ändern. Die Abnehmspritzen katapultierten ihre Erfinder in zuvor ungekannte Dimensionen – Novo Nordisk etwa stieg an der Börse zwischenzeitlich wertvollsten Unternehmen Europas auf.

Der Aufstieg der Abnehmmedikamente wird derzeit auch dadurch angetrieben, dass die Hersteller es endlich geschafft haben, ihre Produktionskapazitäten der stürmisch wachsenden Nachfrage anzupassen. Bis vor kurzem wurde der Siegeszug der Präparate noch durch Versorgungsknappheit etwas gehemmt. Der nächste Schritt dürfte ihnen noch weiteren Schwung verleihen – nämlich wenn der Wirkstoff in Pillenform auf den Markt kommt und nicht mehr injiziert werden muss. Eli Lilly berichtete im April von erfolgreichen Studien mit Abnehmpillen. Der Konzern plant, diese im kommenden Jahr auf den Markt zu bringen.