Der US-Präsident reist zu den Scheichs, Deutschland liebt die SPD und in Frankreich endet ein historischer Me-Too-Prozess. Was heute sonst noch wichtig wird.
Liebe Leserinnen und Leser,
erst Saudi-Arabien, dann Katar und zum Abschluss die Vereinigten Arabischen Emirate: Es ist Trumps erste große Auslandsreise in seiner neuen Amtszeit und sie fällt in eine Zeit von Krieg und Krisen in der Region. Doch um diese Unannehmlichkeiten dürfte es weniger gehen. Die Rundreise auf der arabischen Halbinsel ist rein geschäftlich. Erwartet werden Wirtschaftsverträge in Milliardenhöhe und viel Pomp.
Trump zu Besuch bei seinen Freunden im Orient
Die Reise des US-Präsidenten nach Riad und Co. könnte man als Besuch bei guten Freunden bezeichnen. Das Weiße Haus weist persönliche Interessen Trumps in der Golfregion zwar strikt zurück. Wie ernstgemeint das ist, ist fraglich. Die wirtschaftlichen Beziehungen des 78-Jährigen in die Region sind Jahrzehnte alt.
2001 etwa verkaufte Trump das gesamte 45. Stockwerk seines Trump Towers in New York an Saudi-Arabien. Kurz vor seinem Besuch kündigte die Trump Organization das erste Trump-Hotel in Dubai und einen Golfclub in Katar an. Und in der saudischen Hafenstadt Dschidda soll ein Trump-Wolkenkratzer gebaut werden. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen. Nach der Ermordung und Zerstückelung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi 2018, die Mohammed bin Salman mutmaßlich anordnete, hielt Trump als einziger in der westlichen Welt zu dem Kronprinzen.
Und der US-Präsident darf damit rechnen, mit offenen Armen empfangen zu werden. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits vor Reiseantritt: Katar schenkte dem US-Präsidenten einen Luxusjet. Trump sagte nicht Nein. Auf die Kritik, dass es sich um Bestechung oder mindestens „erstklassige ausländische Einflussnahme mit zusätzlicher Beinfreiheit“ (Demokrat Chuck Schumer) handele, ging er persönlich gar nicht erst ein. Das Weiße Haus teilte nur eilig mit, dass die Sache geregelt sei. Schmeicheleien schlagen eben (berechtigte) Kritik.
Die Reise wird den US-Präsidenten voll in Anspruch nehmen. Um Geopolitik wird er wohl nach Gutdünken einen Bogen machen. Für Trump heißt es: Deals, Deals, Deals – wohl ohne unbequeme Fragen – wahrlich märchenhaft!
Das einzige, was sich der nach Erfolg und Ruhm heischende Mann aus dem Weißen Haus nicht entgehen lassen wird, sind wohl die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Sollten sich bei den Gesprächen in Istanbul Erfolge abzeichnen, dann würde er sofort hinreisen, kündigte Trump an – voller Zeitplan hin oder her.
Deutschland liebt die SPD
Die neue Regierung, so könnte man meinen, hat die SPD ins Chaos gestürzt. Karrieresprünge und -enden wie die von Lars Klingbeil und Saskia Esken sorgen für Ärger. Geschadet haben die internen Querelen der Partei aber nicht. Darauf deutet zumindest eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Auftrag der „Bild“ hin. Die beliebtesten Politiker sind nämlich SPDler: Ganz oben steht Verteidigungsminister Boris Pistorius. Vizekanzler Lars Klingbeil folgt auf Platz 2. Unterbrochen wird die sozialdemokratische Führung von Hendrik Wüst (CDU) und Markus Söder (CSU). Platz fünf belegt mit Bärbel Bas wieder eine SPDlerin.
Vielleicht hilft die Umfrage der Partei ja aus ihrem Stimmungstief.
Wem sie jedenfalls nicht helfen dürfte, ist Kanzler Friedrich Merz. Der ist ein paar Plätze weiter hinuntergefallen und krebst knapp vor der AfD und zwischen den Grünen. Merz‘ Amtszeit ist bisher eine einzige Pechsträhne: Misstrauen in der Koalition von Beginn an, eine Abfuhr beim Besuch in Polen, die Frage nach dem Umgang mit der AfD. Man ihm nur wünschen, dass es bald besser wird. Eine kleine gute Nachricht gibt es trotzdem: Der Kanzler überzeugt die Deutschen als Diplomat. Knapp 60 Prozent glauben, dass er Deutschland im Ausland gut vertritt. Da möchte man rufen: Weiter so!
Depardieus Frauenproblem
Vor Gericht in Paris sitzt ein missverstandenes Genie. Zumindest fühlt sich der französische Schauspielstar Gérard Depardieu so. Er liebe die Frauen, sagte er im März am vorerst letzten Verhandlungstag vor dem Tribunal de Paris. Blöd nur, dass die Frauen ihn nicht leiden können. Und das mutmaßlich aus Gründen:
In dem Prozess werfen ihm zwei Frauen vor, sie sexuell belästigt zu haben. An die Wand gepresst, begrapscht und obszön angesprochen haben, soll er eine Bühnenbildnerin. Eine Regieassistentin berichtete ähnliches. Selbst die Zeugen, die Depardieu entlasten sollten, deuteten an, dass der Schauspieler seine Triebe am Filmset offenbar selten unter Kontrolle hatte. Das Strafgericht wertet die geschilderten Übergriffe der Klägerinnen als „vorsätzlich“. Depardieu und sein Anwalt hielten dagegen: alles Gesten ohne sexuelle Absichten.
Am Vormittag soll das Urteil gesprochen werden. Dann wird sich zeigen, wie Depardieus „Liebe“ zu den Frauen zu deuten ist. Im schlimmsten Fall droht ihm eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten und drei Jahre auf Bewährung.
Was heute noch passiert
Kim Kardashian sagt im Prozess um den Überfall in Paris auf sie aus. Schon vor einer Woche hatte der US-Star angekündigt, persönlich vor Gericht zu erscheinen. Die unglaubliche Geschichte über die Rentner-Gangster und Kims Klunker, lesen Sie hier.Cathy Hummels trifft Markus Söder. Es ist der Beginn einer von ihr moderierten Debattenreihe. Das Motto lautet „Let’s go together“. Die Veranstaltung verspricht vor allem eins zu werden: bayerisch. Na dann, Prost!Am Abend um 21 Uhr startet das ersteHalbfinale des Eurovision Song Contests. Die Daumen sind allen Teilnehmenden gedrückt, aber an dieser Stelle schon einmal ein kleiner Trost für diejenigen, die in dieser Runde scheitern: Andere waren auch ohne ESC-Sieg erfolgreich.
Einen guten Start in den Dienstag wünscht Ihnen
Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)